Atemnot und Flugangst – wenn die Luft wegbleibt

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Infos zu Atemnot und Flugangst
Atemnot ist ein typisches Symptom von Flugangst.

Ausgiebige Sonnenbäder, lange Spaziergänge am Strand, Wanderungen durch tolle Landschaften, spannende Sehenswürdigkeiten, leckeres Essen: Eigentlich sollte der Gedanke an eine bevorstehende Reise ein gutes Gefühl auslösen. Doch die Vorfreude kann ganz schön getrübt werden. Schließlich ist da ja noch der Flug. Wer unter Flugangst leidet, kennt das Gefühl, dass der Hals wie zugeschnürt ist, allzu gut. Dabei ist es gar nicht nur im übertragenen Sinne gemeint, dass die Luft wegbleibt. Denn Atemnot und Flugangst gehen sehr oft Hand in Hand. Warum das so ist und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Flugangst Test

Wer an Atem- oder Luftnot leidet, hat das Gefühl, dass er nicht genug Luft bekommt. Obwohl der Betroffene stärker und immer schneller atmet, scheint der Sauerstoff einfach nicht auszureichen. Dieses Gefühl ist nicht nur sehr unangenehm, sondern kann sich bis in echte Erstickungs- und Todesangst steigern.

Der medizinische Fachbegriff für Atemnot lautet Dyspnoe. Sie kann körperliche Ursachen haben. Doch genauso kann die Dyspnoe psychisch bedingt sein. In diesem Fall spricht der Arzt von einer psychogenen Dyspnoe. Diese Form der Atemnot tritt zum Beispiel bei Depressionen, Stress, Angststörungen und eben auch bei Flugangst auf.

Atemnot kurz erklärt

Eine Atemnot geht zunächst auf ein subjektiv empfundenes Gefühl zurück. Der Betroffene hat das Gefühl, dass er gar keine oder zu wenig Luft bekommt. Deshalb fängt er an, verstärkt zu atmen. Die Atemfrequenz, die normalerweise bei ungefähr 15 bis 20 Atemzügen pro Minute liegt, wird höher. Dabei sind die Atemzüge anfangs noch recht tief. Doch je schneller der Betroffene atmet, desto flacher werden auch seine Atemzüge. Das führt zu einer Kurzatmigkeit.

Nun kann es für die Dyspnoe viele verschiedene Gründe geben. Erkrankungen im Bereich der oberen oder unteren Atemwege kommen genauso in Frage wie Herzleiden und einige andere Krankheitsbilder. Außerdem können psychische Komponenten eine Dyspnoe auslösen. Depressionen und Angststörungen stehen hier an erster Stelle. Deshalb ist auch die Kombination aus Atemnot und Flugangst nicht ungewöhnlich.

Haben Sie Atemnot gehabt, sollten Sie grundsätzlich immer einen Arzt aufsuchen. Selbst wenn die Atemnot wieder abgeklungen ist und Sie den Vorfall eindeutig mit Ihrer Flugangst in Verbindung bringen. Denn der ärztliche Check kann ausschließen, dass der Atemnot eine körperliche Erkrankung zugrunde liegt.

Und das Wissen, dass Ihre Atemnot nicht auf eine ernsthafte Krankheit zurückgeht und Sie zum Beispiel keinen Herzinfarkt im Flieger fürchten müssen, kann Ihnen helfen, wenn Sie die Flugangst mal wieder übermannt.

Wie hängen Atemnot und Flugangst zusammen?

Wenn Atemnot im Zusammenhang mit Flugangst auftritt, liegt oft eine psychogene Dyspnoe vor. Es kann zwar sein, dass wirklich ein Sauerstoffmangel oder eine körperliche Erkrankung vorliegt, die die Atemnot auslösen oder verstärken. Als Symptom von Flugangst ist Atemnot aber häufiger eine Kopfsache.

Insgesamt kann es zahlreiche Ursachen für eine psychisch bedingte Atemnot geben. Doch die beiden wichtigsten Auslöser sind Stress und angstbesetzte Situationen.

Dabei hat diese Atemnot nichts damit zu tun, dass es ein Problem mit der Atmung gibt. Vielmehr sieht der Körper keinen anderen Ausweg, als mit körperlichen Symptomen auf die psychische Belastung zu reagieren.

Stress als Auslöser für Atemnot

Durch Stress gerät der Körper in einen Alarmzustand. Und bei unseren Vorfahren war diese Reaktion auch durchaus sinnvoll. Denn der Körper stellt sich auf eine Gefahrensituation ein und ist so vorbereitet, wenn er kämpfen oder fliehen muss. Und weil der Körper mit Anstrengung rechnet, die den Bedarf an Sauerstoff erhöht, steigert er entsprechend auch die Atemfrequenz.

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Auch wenn wir heutzutage weiter entwickelt sind als unsere Urahnen, hat der Körper diese Reaktion auf Stress beibehalten. Er schüttet Hormone aus, um die Alarmbereitschaft herzustellen. Gleichzeitig steigt die Atemfrequenz. Das Zusammenspiel aus Hormonen und schnellerer Atmung kann in eine Atemnot münden.

Wenn Sie nun unter Flugangst leiden, bringt Sie das in eine Stresssituation. Und die körperliche Reaktion auf Stress ist ein Grund dafür, warum Atemnot und Flugangst oft miteinander einhergehen.

Angst als Ursache für Atemnot

Nervosität, Angst und Panik sind wie Stress typische Auslöser für Atemnot. Dabei können Sie dieses Phänomen in vielen Situationen beobachten. So werden Sie fast schon automatisch schneller atmen, wenn Sie sich zum Beispiel in engen Räumen unwohl fühlen und in einen Aufzug einsteigen müssen, wenn Sie ein schwieriges Gespräch mit Ihrem Chef vor sich haben oder wenn Sie vor einem größeren Publikum sprechen sollen.

Auch unangenehme Erfahrungen können Atemnot begünstigen, wenn sich eine ähnliche Situation wiederholt. Haben Sie beispielsweise schon einmal Turbulenzen erlebt und scheint nun auch dieser Flug wieder unruhig zu werden, kann gut sein, dass Sie sich dabei erwischen, wie Sie zunehmend nach Luft schnappen.

Ist Ihre Flugangst sehr ausgeprägt, muss es aber gar keine konkrete Situation geben. Vielmehr kann allein der Gedanke an einen Flug oder der Anblick des Flughafens dazu führen, dass sich Ihre Brust wie zugeschnürt anfühlt und sich Körper nicht anders zu helfen weiß, als mit Atemnot auf Ihre Angst zu reagieren.

Welche Begleiterscheinungen können neben der Atemnot noch auftreten?

Die Atemnot ist ein Symptom, das sehr angstbesetzt ist. Gleiches gilt für die Flugangst. Bei Atemnot und Flugangst kommen also zwei Dinge zusammen, die Angst machen. Deshalb reagiert der Körper auch meist mit weiteren, typischen Angst-Symptomen.

Dazu zählen feuchte Hände, Schweißausbrüche, Herzrasen und Übelkeit. Und je nachdem, wie stark die Atemnot und die Flugangst ausgeprägt sind, kann der Angstzustand in jeder Abstufung von einem leicht unguten Gefühl bis zu einer schweren Panikattacke auftreten.

Eine andere Reaktion, die möglich ist, ist die Hyperventilation. Sie äußert sich dadurch, dass der Betroffene sehr schnell und gleichzeitig sehr tief einatmet. Obwohl das Blut genug Sauerstoff enthält, nimmt der Körper dadurch immer mehr Sauerstoff auf und gibt gleichzeitig beim Ausamten zu viel CO2 ab. Gerät das Verhältnis zwischen Sauerstoff und CO2 dann irgendwann aus dem Gleichgewicht, fangen die Hände an, zu kribbeln und zu zittern.

In so einer Situation können Sie sich aber selbst helfen, indem Sie in eine Papier- oder Plastiktüte atmen.

Denn durch das Atmen in die Tüte nehmen Sie die Luft, die Sie soeben ausgeatmet haben, direkt wieder auf. So verhindern Sie, dass der Sauerstoffanteil zu sehr steigt und der CO2-Anteil zu stark sinkt. Außerdem atmen Sie bewusster. Auch das hilft, die Atmung zu beruhigen und die Atemnot zu überwinden.

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Atemnot und Flugangst – was kann ich dagegen tun?

Die Atemnot und die Flugangst hängen zusammen. Letztlich ist die Dyspnoe nämlich ein Symptom Ihrer Angst vorm Fliegen. Um beides zu überwinden, müssen Sie die Atemnot und die Flugangst deshalb sowohl getrennt voneinander als auch gemeinsam angehen.

Natürlich ist wichtig, dass Sie in einer akuten Panikattacke erst einmal die Atemnot in den Griff bekommen. Wie schon erwähnt, ist das Atmen in eine Tüte dann eine bewährte Methode. Zur Not können Sie dafür einfach die Spucktüte nehmen, die sich in der Tasche vom Vordersitz befindet. Ein paar weitere hilfreiche Maßnahmen nennen wir Ihnen gleich noch.

Allerdings wird es Ihnen nur bedingt weiterhelfen, wenn Sie einen Weg finden, um Atemnot zu vermeiden. Denn Ihre Flugangst ist dadurch ja nicht weg. Ihr Körper wird sich deshalb vermutlich einen anderen Weg suchen, um die Stress- und Angstsituation zu kompensieren.

Aus diesem Grund ist wichtig, dass Sie eben nicht nur die Atemnot als Symptom, sondern auch die Flugangst als Ursache entschärfen. Viele Infos und wertvolle Tipps dazu, wie Sie Flugangst dauerhaft lindern oder sogar komplett überwinden können, finden Sie in den entsprechenden Beiträgen auf dieser Seite.

Ein Wort zu Medikamenten

Wenn Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Atemnot und die Flugangst sprechen, kann er Ihnen ein Medikament verschreiben. Neben Beruhigungsmitteln kommen dabei auch homöopathische Präparate auf Basis von Melisse, Baldrian, Johanniskraut oder Eisenhut in Frage. Schüssler Salze wären ebenfalls eine Möglichkeit.

Allerdings sollten Sie bedenken, dass Sie mit Medikamenten alleine die Atemnot bei Flugangst nicht heilen können. Denn die Arzneimittel mögen bei den akuten Symptomen helfen, lösen aber das Problem mit der Flugangst nicht.

5 hilfreiche Sofort-Maßnahmen bei akuter Atemnot und Flugangst

Es ist sehr oft so, dass Sie in einer Stress- oder Angstsituation Ihre Atemfrequenz langsam erhöhen, ohne dass Ihnen das bewusst ist. Erst wenn Sie scheinbar plötzlich das Gefühl von Atemnot haben, bemerken Sie, dass etwas nicht stimmt. Gleichzeitig wird die Panik dann aber noch größer. Denn zu der Angst, zu ersticken, mischt sich dann ja auch noch die Angst vor dem Fliegen.

Damit Sie sich nicht immer weiter in die Panik hineinsteigern, müssen Sie den Teufelskreis durchbrechen. Dazu ist wichtig, dass Sie Ihre Atmung bewusst steuern und wieder verlangsamen, um so Ihre Atmung und auch sich selbst zu beruhigen. Glücklicherweise ist das mit der richtigen Technik gar nicht so schwer. Hier sind fünf Methoden, die Ihnen bei akuter Atemnot helfen können:

1. Die Lippenbremse

Bei der dosierten Lippenbremse handelt es sich um eine Atemtechnik, die Ihnen beim Ausatmen hilft. Weil die Lippenbremse den Luftstrom bremst, bleiben Ihre Atemwege weiter und stabiler, während Sie ausatmen.

Um die Technik anzuwenden, legen Sie Ihre Lippen locker aufeinander. Dabei muss ein kleiner Spalt zwischen Ihren Lippen offen bleiben. Durch diesen kleinen Spalt atmen Sie langsam aus. Wichtig dabei ist, dass Sie Ihre Lippen nicht anspannen, die Backen nicht aufblasen und die Luft nicht herauspressen. Versuchen Sie, die Luft ganz sanft und möglichst lange entweichen zu lassen.

Tipp: Um die Technik zu üben, können Sie zu Hause immer mal wieder mit einem Strohhalm trainieren. Umschließen Sie den Strohhalm locker mit Ihren Lippen, atmen Sie durch die Nase ein und durch den Strohhalm aus.

2. Die Torwartstellung

Die Torwartstellung heißt so, weil sie die Stellung nachahmt, die ein Torwart üblicherweise einnimmt, wenn er auf einen Torschuss wartet. Aber auch andere Sportler gehen oft in diese Position, wenn sie zum Beispiel nach einem Sprint außer Atem sind.

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Für die Torwartstellung stellen Sie sich breitbeinig hin und beugen Ihren Oberkörper etwas nach vorne. Ihre Hände stützen Sie auf Ihren Oberschenkeln ab. Dann atmen Sie möglichst langsam und tief in den Bauch ein, so dass er sich nach außen wölbt. Anschließend atmen Sie mit der Lippenbremse aus, bis Ihr Bauch wieder flach ist. Wiederholen Sie diesen Ablauf, bis sich Ihre Atmung beruhigt hat.

Für den Flieger eignet sich die Methode aus Platzgründen nur bedingt. Aber Sie können die Technik anwenden, Sie auf dem Flughafen oder beim Anblick des Fliegers von Atemnot und Flugangst übermannt werden.

3. Abgestützt im Stehen atmen

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen die Luft wegbleibt, hilft es, wenn Sie sich hinstellen. Dadurch entlasten Sie Ihren Körper bei der Atmung, weil die Atemmuskulatur und das Zwerchfell mehr Raum haben.

Stehen Sie also auf und stützen Sie sich mit den Armen irgendwo ab. Durch das Abstützen nehmen Sie das Gewicht von Ihren Schultern. Konzentrieren Sie sich dann auf Ihre Atmung, indem Sie möglichst langsam durch die Nase ein- und ausatmen. Bleiben Sie solange in dieser Position, bis sich Ihre Atmung beruhigt hat.

Diese Methode können Sie auch im Flugzeug anwenden. Stellen Sie sich dazu im Gang hin und stützen Sie sich auf Ihrem Sitz ab. Ist Ihnen das unangenehm, können Sie natürlich auch in die Toilette gehen.

4. Der Kutschersitz

Eine andere Technik, die Sie im Flugzeug anwenden können, ist der Kutschersitz. Diese Methode eignet sich vor allem auch dann, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie es nicht schaffen, aufzustehen.

Für den Kutschersitz beugen Sie sich etwas nach vorne und stützen entweder Ihre Ellenbogen oder Ihre Hände auf den Knien ab. Wie bei der Torwartstellung atmen Sie nun in den Bauch ein und mit der Lippenbremse aus.

5. Die Kontaktatmung

Die Kontaktatmung ist eine optimale Methode, wenn Sie wegen der Atemnot Panik bekommen. Bei dieser Technik konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Atmung, alles andere blenden Sie aus. Dadurch können Sie die Angst gewissermaßen wegatmen. Denn weil Sie sehr bewusst atmen und die Atmung gleichzeitig durch den Kontakt zu Ihrem Körper wahrnehmen, entsteht das gute und beruhigende Gefühl, dass Sie Ihre Atmung im Griff haben.

Um die Technik anzuwenden, setzen Sie sich bequem hin. Lockern Sie Ihre Hose, wenn Sie das Gefühl haben, dass sie zu eng sitzt. Legen Sie dann Ihre Hände auf den Bauch und atmen Sie tief ein und aus. Spüren Sie bewusst, wie sich Ihr Bauch beim Atmen bewegt.

Nach einigen Atemzügen legen Sie Ihre Hände auf Ihr Brustbein. Auch hier machen Sie wieder ein paar bewusste Atemzüge und fühlen die Bewegungen Ihres Brustbeins. Das Ganze wiederholen Sie als Abschluss mit Ihren Händen auf Ihren Flanken.