Baldrian gegen Flugangst: So wirkt Natur am besten

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Infos zu Baldrian gegen Flugangst
Wer unter Flugangst leidet, dem wird als natürliches Beruhigungsmittel oft Baldrian gegen Flugangst empfohlen.

Der Gedanke an den bevorstehenden Flug löst bei Ihnen ein mulmiges Gefühl aus? Aber auf die schöne Reise wollen Sie auch nicht verzichten? Und ein anderes Transportmittel würde einfach keinen Sinn machen? Zumal Sie keine 100 oder 200 Kilometer vor sich haben, sondern die Strecke zu Ihrem Reiseziel deutlich länger ist? Keine Sorge: Mit Ihrer Flugangst sind Sie nicht alleine. Vielen Menschen geht es genauso. Auch wenn die Angst vor dem Fliegen natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Wenn Sie nach Tipps gegen Flugangst suchen, werden Sie jedenfalls immer wieder auch auf Baldrian stoßen. Nur: Hilft Baldrian gegen Flugangst wirklich? Wie wirkt die Heilpflanze? Und wie sollte sie eingenommen werden? Wir klären auf.

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Flugangst Test

Die Angst vor einem Absturz ist der Hauptgrund für Flugangst. Daneben lösen Turbulenzen oft Ängste aus. Und auch das Gefühl, ausgeliefert zu sein, sein Leben in fremde Hände zu geben und letztlich nichts tun zu können, zählt zu den häufigen Auslösern für Angst vor dem Fliegen.

Die Fakten sprechen zwar eine andere Sprache. So fliegen viele Airlines jahrzehntelang ohne irgendwelche Zwischen- oder Unfälle. Kein Flugzeug fällt wegen Turbulenzen vom Himmel. Und selbst wenn die Triebwerke ausfallen, stürzt der Flieger nicht ab. Überhaupt ist es sehr unwahrscheinlich, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen. Die Gefahr, im ganz normalen Straßenverkehr zu verunglücken, ist sehr viel höher.

Trotzdem bleibt da eben dieses mulmige Gefühl, das mal schwächer ist und sich mal zu starker Flugangst ausweitet. Um die Flugangst in den Griff zu bekommen, wird immer wieder auch zu Beruhigungsmitteln geraten. Ein natürlicher Vertreter davon ist Baldrian. Wie wirksam Baldrian gegen Flugangst tatsächlich ist, schauen wir uns in diesem Beitrag einmal näher an.

Baldrian als Heilpflanze

Baldrian ist in Europa und in Afrika heimisch. Im Volksmund heißt die Pflanze auch Katzenkraut. Dieser Name geht auf die Beobachtung zurück, dass Katzen in Ekstase geraten, wenn sie den Geruch von Baldrian wahrnehmen.
Die Staude hat im Sommer, wenn sie blüht, hellrote Blüten. Im Herbst wird die Wurzel geerntet. Zu Heilzwecken wird nur die Wurzel verwendet.

Dem Baldrian wird eine beruhigende Wirkung auf das zentrale und das vegetative Nervensystem nachgesagt. Aus diesem Grund gilt Baldrian als natürliches Heilmittel bei Beschwerden wie Nervosität, innerer Unruhe, Anspannung und Angstzuständen. Auch bei Schlafstörungen und seelisch bedingten Kopfschmerzen wird schon seit jeher Baldrian verabreicht. Somit scheint sich die Heilpflanze auch zu eignen, um die typischen Symptome von Flugangst zu lindern.

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Wie wird Baldrian eingenommen?

Baldrian ist in verschiedenen Formen erhältlich. Dazu gehören fertige Präparate wie Tabletten, Tropfen und Tees. Doch Sie müssen nicht hunderte Euro in irgendwelche Medikamente investieren. Stattdessen können Sie Baldrianwurzel als Droge in der Apotheke kaufen und selbst zubereiten.

Übrigens: Die Bezeichnung Droge steht an dieser Stelle nicht – wie in der Umgangssprache – für ein Rauschmittel. Vielmehr ist die Bedeutung im wissenschaftlichen Sinne gemeint. Und hier steht Droge für die meist getrockneten Pflanzenteile, die für die Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden. Im Fall von Baldrian ist das die Wurzel.

Möchten Sie sich aus der Baldrianwurzel ein eigenes Präparat herstellen, gibt es dafür vier verschiedene Möglichkeiten.

Tinktur

Die wirksamste Zubereitung ist eine Baldrian-Tinktur.

  • Dafür geben Sie einen Liter 70-prozentigen Alkohol mit 200 Gramm Baldrianwurzel in eine Glasflasche.
  • Luftdicht verschlossen stellen sie die Mischung für mindestens zehn Tage an einen dunklen und kühlen Ort.
  • Einmal pro Tag schütteln Sie die Mischung kräftig durch.
  • Anschließend seihen Sie die Tinktur durch ein Sieb ab und füllen Sie in eine dunkle Glasflasche um.
  • Ein paar Tage später sollten Sie die Tinktur noch einmal filtern.
  • Im Prinzip könnten Sie die Tinktur jetzt schon anwenden. Besser ist aber, wenn Sie die Tinktur ein bis zwei Monate lang kühl lagern. Dadurch ist die Wirkung stärker und sie schmeckt auch besser.

Von der Tinktur nehmen Sie zweimal pro Tag je zwei Teelöffel unverdünnt ein.

Kaltauszug

Ebenfalls eine recht gute Wirkung hat ein Kaltauszug. Für einen Kaltaufzug geben Sie acht Teelöffel Baldrianwurzel in ein Gefäß und gießen einen Liter kaltes Wasser dazu. Die Mischung lassen sie abgedeckt 24 Stunden lang stehen. Zwischendurch rühren Sie immer wieder gut um.

Die Tagesdosis vom Kaltauszug beträgt zwei Tassen. Diese trinken Sie über den Tag verteilt.

Aufguss

Auch einen Aufguss, also eine Art Tee, können Sie aus der Droge zubereiten.

  • Dazu geben Sie einen Teelöffel Baldrianwurzel in eine Tasse und übergießen die Droge mit heißem, gerade nicht mehr kochendem Wasser.
  • Zugedeckt lassen Sie den Aufguss dann fünf bis zehn Minuten lang ziehen. Rühren Sie in dieser Zeit mehrere Male um.
  • Anschließend seihen Sie den Aufguss ab und trinken ihn warm in kleinen Schlücken.

Der Aufguss wirkt schwächer als eine Tinktur oder ein Kaltauszug. Aus diesem Grund trinken Sie von dem Tee morgens eine Tasse und abends zwei Tassen.

Badezusatz

Die vierte Möglichkeit ist, Baldrian als Badezusatz zu verwenden. Für ein Vollbad geben Sie entweder 250 Milliliter Tinktur in das Badewasser. Oder Sie stellen als Badezusatz einen Aufguss aus 100 Gramm Baldrianwurzel und einem Liter Wasser her.

Hilft Baldrian gegen Flugangst?

Die Heilpflanze soll beruhigend und entspannend wirken. Eindeutige Belege, die die Wirkung wissenschaftlich absichern, sind schwierig. Allerdings ist das bei vielen Heilpflanzen so. Und oft hilft den Betroffenen allein schon das Wissen, etwas für sich und gegen die Flugangst unternommen zu haben, um sich besser zu fühlen.

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Aber: Baldrian wirkt nicht von heute auf morgen. Wenn Sie kurz vor dem Abflug oder während einer akuten Panikattacke zum ersten Mal Baldrian zu sich nehmen, wird Ihr Präparat mit Baldrian gegen die Flugangst keine Wirkung haben.

Damit Baldrian gegen Flugangst helfen kann, müssten Sie eine ganze Zeit vorher mit einer Kur beginnen.

Zum Beispiel, indem Sie in den Wochen vor Ihrer Flugreise ein- bis zweimal wöchentlich ein Baldrian-Vollbad nehmen. Oder indem Sie regelmäßig die Tinktur, den Kaltaufzug, den Aufguss oder ein gekauftes Präparat einnehmen.

Das Motto “Viel hilft viel” ist bei Baldrian keine gute Idee. Denn eine Überdosierung führt zu einer Art Vergiftung. Sie äußert sich in Übelkeit, Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen.

Und: Auch wenn ein Baldrian ein natürliches Mittel ist, kann es Nebenwirkungen geben. Bevor Sie irgendwelche Präparate einnehmen, sollten Sie deshalb Rücksprache mit Ihrem Arzt halten. Das gilt vor allem dann, wenn Sie regelmäßig noch andere Medikamente einnehmen müssen oder gesundheitlich angeschlagen sind.

Welche Heilpflanzen können noch bei Flugangst helfen?

Richtig und über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen, kann Baldrian im Ernstfall eine Wirkung gegen Flugangst entfalten. Ähnlich sieht es mit Bachblüten, Johanniskraut, Hopfen und Lavendel aus. Und es gibt noch ein Heilpflanze, die Ihre Flugangst lindern kann: Melisse.

Die Melisse wird in Europa angebaut, der Duft ihrer Blätter erinnert an Zitronen. Als Heilmittel werden die getrockneten Blätter der Melisse unter anderem bei Unruhe, nervöser Anspannung, Schlafstörungen und Kopfschmerzen angewendet. Außerdem wird Melisse eine heilsame Wirkung bei Herzbeschwerden und Verdauungsstörungen nachgesagt, die durch Nervosität hervorgerufen werden.

Melisse als Mittel gegen Flugangst können Sie als Tee oder als Tinktur einnehmen:

  • Für einen Aufguss überbrühen Sie pro Tasse einen Teelöffel Melisse mit kochend heißem Wasser. Die Tagesdosis beträgt drei Tassen.
  • Einen Kaltauszug stellen Sie aus acht Esslöffeln Melissenblätter auf einen Liter kaltes Wasser her und lassen ihn zugedeckt acht Stunden lang ziehen. Auch vom Kaltauszug trinken Sie pro Tag drei Tassen.
  • Eine Tinktur können Sie aus Melisse ebenfalls herstellen. Diese bereiten Sie genauso zu wie eine Baldrian-Tinktur. Die Tagesdosis beträgt je einen Esslöffel morgen und mittags, abends dann noch einmal zwei Esslöffel.

Ähnlich wie Baldrian – und letztlich fast alle natürlichen Präparate – eignet sich aber auch Melisse nicht, um akute Angstzustände und Panikattacken zu behandeln. Vielmehr ist eine längere Anwendung notwendig.

Ein paar Tipps gegen Flugangst

Schweißausbrüche, Übelkeit, Schwindel, Kurzatmigkeit, Herzrasen und Magen-Darm-Beschwerden sind typische Anzeichen von Flugangst. Manchmal kommen noch Schlafstörungen und Stress in der Zeit vor der Flugreise dazu. Natürlich sind solche Symptome alles andere als angenehm. Und selbstverständlich kann die Vorfreude auf den schönen Urlaub gehörig darunter leiden.

Die ganze Sache mit der Flugangst herunterzuspielen, ist der falsche Weg. Denn damit setzen Sie sich nur noch mehr unter Druck. Und sie müssen sich auch nicht schämen. Sehr viele Menschen sind ein bisschen aufregt, wenn sie in den Flieger steigen. Das liegt einfach daran, dass für die meisten das Fliegen eben nichts Alltägliches ist.

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Doch Sie sollten versuchen, sich der Ihrer Angst zu stellen und sich nicht hineinzusteigern. Oft helfen außerdem schon Kleinigkeiten, um der Flugangst entgegenzuwirken:

  • Buchen Sie möglichst einen Flug mit einem größeren Flieger. In kleinen Maschinen hat es die Flugangst leichter.
  • Fahren Sie rechtzeitig zum Flughafen. Je früher Sie da sind, desto entspannter können Sie einchecken und sich an die Umgebung gewöhnen. Wenn Sie abgehetzt zum Flieger eilen, setzen Sie sich selbst unnötigem Stress aus.
  • Wählen Sie einen Platz in der Nähe der Tragflächen. Hier sind die Bewegungen bei Start und Landung am wenigsten zu spüren.
  • Ziehen Sie sich lockere und bequeme Kleidung an, die nirgends abschnürt.
  • Lenken Sie sich ab, indem Sie lesen, Musik hören oder einen Film schauen. Zur Not können Sie auch einfach langsam zählen. Wenn Ihr Gehirn mit etwas anderem beschäftigt ist, haben Sie keine Zeit, um über mögliche Horrorszenarien nachzudenken.
  • Trinken Sie vor und während des Flugs weder Kaffee noch Alkohol.
  • Essen Sie Schokolade oder etwas anderes, das Sie gerne mögen. Dadurch werden Glückshormone ausgeschüttet.
  • Wenn Sie merken, dass Angst aufkommt, sollten Sie tief einatmen und langsam ausatmen. Sie können auch Ihre Muskeln gezielt anspannen und dann wieder entspannen.

Das können Sie noch tun

Oft wird Flugangst durch Unwissenheit begünstigt. Schließlich sitzen Sie vermutlich nicht jeden Tag in einem Flieger. Die vielen Bewegungen und komischen Geräusche, der geschlossene Raum und die andere Luft sind neu und gewohnt. Wenn Sie dann auch noch Unfallbilder im Kopf haben, wird es nicht leichter. Bereiten Sie sich selbst auf den Flug vor. Schauen Sie sich Statistiken an und informieren Sie sich über die Technik. Je mehr Fakten Sie kennen, desto ruhiger werden Sie.

Und, ganz wichtig: Klopfen Sie sich nach der Landung selbst auf die Schulter. Sie haben sich Ihrer Angst gestellt und den Flug erfolgreich hinter sich gebracht. Seien Sie stolz auf sich! Je mehr Erfolgserlebnisse Sie für sich verbuchen können, desto weniger Chancen hat die Flugangst.

Wie kann der Arzt helfen?

Sprechen Sie ruhig mit Ihrem Arzt darüber, dass Sie unter Flugangst leiden. Vielleicht hält er in Ihrem Fall Hypnose für eine geeignete Therapie. Außerdem kann er Ihnen Präparate empfehlen oder, bei Bedarf, auch stärkere Mittel verschreiben. Wenn Sie wissen, dass Sie für den Ernstfall Medikamente bei sich haben, auf die Sie jederzeit zurückgreifen können, wird das oft schon so beruhigend wirken, dass Sie die Mittel gar nicht brauchen werden.

Fazit

Als natürliches Mittel kann Baldrian gegen Flugangst helfen. Vorausgesetzt, Sie beginnen rechtzeitig mit der Einnahme. Ein Wundermittel ist Baldrian aber nicht. Die Heilpflanze eignet sich eher als unterstützende Maßnahme. Mit Baldrian alleine verschwindet die Flugangst nicht.