Diabetes Typ 1 und Flugangst

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Diabetes Typ 1 und FlugangstFlugangst und die Unsicherheit vor einem Flug geht oft mit bestehenden Erkrankungen einher. Diabetes gehört dazu. Das liegt auch daran, dass sich Blutzuckerwerte während des Fluges ungewohnt verändern können und die Mitnahme von Insulin angekündigt werden muss. Diabetiker brauchen vor allem Aufklärung, um ihre Flugangst zu überwinden.

Chronische Prozesse erfordern immer eine besonders gute Vorbereitung, wenn es um eine Flugreise geht. Das gilt für Kurzstrecken, aber ganz besonders für Langstreckenflüge. Da bei solchen Flügen für gewöhnlich Ländergrenzen oder ganze Kontinente passiert werden und Diabetiker Medikamente mit sich führen, ist die Vorbereitung wichtig.

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Typ 1 Diabetiker müssen sich vorbereiten

Typ 1 Diabetiker müssen sich vorbereiten Es gibt verschiedene diabetische Erkrankungen, die unterschiedliche Ursachen haben und entsprechend anders behandelt werden müssen. Diabtes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die früher unter dem Namen juveniler Diabetes bekannt war. Sie hat nichts mit der Volkskrankheit Diabetes Typ 2 zu tun. Dennoch steigt die Zahl der betroffenen Typ 1-Diabetiker deutlich an. Die Ursachen sind unklar. Typ 1 Diabetiker sind in jungen Jahren erkrankt. Auch Babys können betroffen sein. Der Prozess folgt oft auf eine akute Infektion, wie eine Magen-Darm-Grippe, eine schwere Erkältung oder eine andere Erkrankung. Im Verlauf der Erkrankung greift der Körper die Insulin produzierenden Zellen an und zerstört sie. Damit verliert der Mensch die Fähigkeit, den Zucker aus dem Blut, der aus der Nahrung stammt, in die Zellen zu transportieren. Der Zuckergehalt im Blut steigt an und ein „Notabtransport“ über den Harn erfolgt, der aber nicht ausreicht. Typ 1 Diabetiker können die Erkrankung nicht aufhalten und auch nicht verhindern. Der Prozess ist chronisch, unheilbar und die Betroffenen sind insulinpflichtig. Typ 1 Diabetiker sind oft besonders besorgt, wenn es um Flugreisen geht. Tatsächlich können sie nicht einfach buchen und am Flugtag in den Flieger steigen. Sie brauchen eine gründliche Vorbereitung.

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Das müssen Typ 1 Diabetiker beachten

Es gibt drei Dinge, für Typ 1 Diabetiker besonders wichtig sind:

  • ärztliches Attest für Insulin
  • genügend Medikamente mitnehmen
  • Blutzuckerwerte unter Luftdruckveränderungen kontrollieren
  • Zeitzonen bei der Berechnung berücksichtigen

Die Menge der Flüssigkeit, die mit an Bord genommen werden darf, ist begrenzt. Natürlich erkennen die Mitarbeiter bei der Kontrolle, dass es sich mit dem Medikament um Insulin handelt. Sie dürfen es aber nicht unterstellen und daher ist eine Erklärung des behandelnden Diabetologen nötig. Achtung! Diese Erklärung darf nicht nur in deutscher Sprache verfasst sein, sondern auch in der Landessprache des Ziellandes. Optimal ist die Erklärung in Deutsch, Englisch und Französisch. Viele Fluggesellschaften stellen die Formulare online, die der Arzt dann nur noch ausfüllen muss. Bedenken Sie, dass Sie beim Ausschecken kontrolliert werden und später sicher wieder aus dem Besucherland aus- und in ihr Land einreisen wollen. Auch da werden Sie kontrolliert.

Die Berechnung der Broteinheiten während des Fluges

Berechnung der Broteinheiten während des FlugesEin Diabetiker kann nicht einfach essen, wenn er Hunger hat. Er muss zuerst seinen Blutzucker messen und ggf. den Wert korrigieren. Bei tiefen Werten oder Insulinüberschuss muss er sogar kohlenhydratreich essen. Das bedeutet, er muss genau wissen, was er da zu sich nimmt. Gut eingestellte Diabetiker meiden Light-Produkte und auch Diabetikerspeisen, da sie sowieso die nötige Insulinmenge mittels Pen oder Pumpe zuführen müssen. Wenn Sie einen Flug planen und Diabetiker sind oder einen Angehörigen mit Diabetes bei einem Flug begleiten, informieren Sie die Fluggesellschaft schon während der Buchung. Erklären Sie, dass Sie die Angabe der Broteinheiten benötigen, wenn das Essen serviert wird. Manche Gesellschaften bieten unter dem Hinweis: „Mitnahme von Medikamenten“ auch eine eigene Hotline an. Dort erreichen Sie kompetente Ansprechpartner, die sich mit den Erkrankungen auskennen und Ihnen wertvolle Tipps geben können. Wenn Sie Zeitzonen wechseln, müssen Sie die Insulinmenge anpassen, da sich der Schlaf-Tagesrhythmus verschiebt. Die für sie passenden Pläne müssen Sie mit ihrem Arzt absprechen.

Broteinheiten Tabelle für Lebensmittel, Speisen und Getränke

Angst vor dem Einchecken

Angst vor dem EincheckenFür jeden Typ 1 Diabetiker ist der Umgang mit Spritze, Pen oder Pumpe Alltag. Auch das Messgerät kann er problemlos bedienen und kommt kaum auf die Idee, dass diese Gerätschaften auf medizinische Laien, aber auch auf Sicherheitspersonal bedrohlich wirken können. Das soll keinesfalls dazu führen, dass Diabetiker sich verstecken. Im Gegenteil. Ein offener und ruhiger Umgang mit Messgeräten und dem Insulin kann helfen, Vorurteile abzubauen. Beim Einchecken müssen Diabetiker aber damit rechnen, dass die Messgeräte genau inspiziert werden. Hier ist der internationale Diabetikerausweis enorm wichtig, denn jeder Diabetiker bekommt es naturgemäß mit der Angst, wenn seine lebenserhaltenden Gerätschaften auseinander gebaut werden. Es kann tatsächlich passieren, dass Insulinpumpen in Ausnahmefällen abgenommen werden müssen. Vielleicht nicht am heimischen Flughafen, möglicherweise aber in Ländern, in denen Insulinpumpen eher selten sind. Bereiten Sie sich darauf vor, damit Sie alles Material zur Hand haben, um die Nadel neu setzen zu können. Das gilt auch, wenn Sie Ihren Blutzucker über einen Sensor einlesen, der auf der Haut klebt. Sorgen Sie für ausreichend Ersatz.

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Insulin an Bord

Insulin an Bord Insulin ist nicht kühlpflichtig. Wird die Kühlkette aber unterbrochen, können Sie das Insulin nur noch etwa zwei Wochen verwenden. Besprechen Sie das unbedingt vor der Reise mit Ihrem Arzt. Nehmen Sie mindestens die doppelte Menge des für die Flugreise berechneten Insulins mit in die Kabine. Bedenken Sie, dass es zu einem verzögerten Start kommen kann, vielleicht hat die Maschine Gegenwind und braucht deutlich länger oder sie muss aufgrund irgendwelcher Umstände zwischenlanden. In dieser Zeit erreichen Sie das Insulin im Gepäckraum nicht. Denken Sie auch daran, dass eine Ampulle in der Kabine zerbrechen kann. Auch dafür brauchen Sie Ersatz. Kommt es dennoch zu einem Insulinmangel, informieren Sie die Flugbegleiter, bevor Sie in eine ernsthaft gesundheitsgefährdende Situation geraten. Im schlimmsten Fall muss die Maschine umdrehen oder zwischenlanden. Beachten Sie bei der Vorbereitung Ihres Flugs, dass die Obergrenze von 100 ml für Flüssigkeiten für Sie nicht gilt, wenn Sie rechtzeitig ein Attest vorlegen. Die meisten Diabetiker nehmen lieber ihren kompletten Insulinvorrat im Handgepäck mit in die Kabine. Hier noch einmal die wichtigsten Punkte in der Auflistung:

  • besprechen Sie Reise und Ziel mit ihrem Arzt
  • Achten Sie in den Wochen vor dem Flug noch genauer auf Ihre Werte
  • Bestätigung des Arztes über Diabetes in drei Sprachen
  • Fluglinie informieren
  • Zeitzonenwechsel vorbereiten und Insulin anpassen

Angst vor Überforderung bei Betroffenen und Angehörigen.

Angst vor Überforderung bei Betroffenen und AngehörigenTyp 1 Diabetiker sind nach einer gewissen Zeit für die Umstellung zumeist sehr vertraut im Umgang mit ihren Blutzuckerschwankungen. Vor allem junge Betroffene entwickeln für gewöhnlich ein gutes Körpergefühl. In der Anfangszeit ist dieses Gefühl noch nicht vorhanden, erst recht nicht bei den Angehörigen. Bei Typ 1 Diabetes sind auch schon kleine Kinder betroffen. Das sorgt zusätzlich für Unsicherheit und kann eine Flugangst deutlich verstärken. Wenn Ihr Kind frisch erkrankt ist, klären Sie mit der involvierten Klinik, ob es nicht besser ist, die Reise zu verschieben. Bedenken Sie, dass die Notfallversorgung von Diabetikern in jedem Land anders ist. Sollten Sie die Landessprache nicht ausreichend beherrschen, um mit Behörden und Ärzten über Diabetes sprechen zu können, ist das ebenfalls ein Grund, die Reise zu verschieben. Bei jugendlichen Diabetikern, die in der Gruppe reisen, informieren Sie das Begleitpersonal und die Fluglinie. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind alle wichtigen Fachbegriffe in der Landessprache des Reiselandes sicher beherrscht. Klären Sie außerdem, wo der nächste Facharzt am Ziel ist. Die Krankenkasse ist dafür der richtige Ansprechpartner. Scheuen Sie sich nicht, mit diesem Arzt Kontakt aufzunehmen und ihn nach seiner Erreichbarkeit zu fragen. Es wird Ihnen sehr viel Unsicherheit nehmen, wenn Sie wissen, dass Hilfe in der Nähe ist, wenn es nötig werden sollte. Informieren Sie den Betreuer der Gruppe über den Ansprechpartner. Besprechen Sie außerdem mit der Krankenkasse, wie ein Notfallrücktrangsport versichert werden kann. Sorge Sie dafür, dass Ihr Kind die Planung ernst nimmt, machen Sie ihm aber keine Angst. Nachfolgend noch einmal die wichtigsten Punkte zur Absicherung:

Eine Flugreise mit Diabetes ist heute kein Problem mehr, wenn die Vorbereitung stimmt. Die Flugangst lässt dann auch für gewöhnlich nach.

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