Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Sie wollen Ihre Flugangst loswerden und wissen nicht wie? Ersparen Sie sich Maßnahmen und Versuche, die für Sie gar nicht geeignet sind. Wenn Sie wissen, was für ein Angsttyp Sie sind, klappt es auch mit dem Fliegen.
Wieso haben Sie denn Angst?
►Leiden Sie unter Flugangst? Der 2 min Selbsttest
Flugangst Test
Diese Frage kennen Sie. Vor allem wenn Sie mit beiden Beinen fest im Leben stehen, werden Verwandte, Freunde und Kollegen auf Ihre Flugangst vermutlich mit Verwirrung oder Ablehnung reagieren. Der Grund? Angst zu haben, wird als Schwäche ausgelegt. Sie ist unerwünscht. Selbst Kindern versucht man, die Angst möglichst schnell auszutreiben, sie wegzureden oder, was noch viel schlimmer sein kann, darüber hinwegzugehen. Lediglich die berechtigte Angst um etwas, was einem wirklich wichtig ist, wird uns noch zugestanden, denn diese Angst gilt nicht uns selbst. Dabei hat jeder Mensch Angst. Der eine mehr, der andere weniger, auch um das eigene Leben. Sie dürfen Angst haben. Die Frage ist, wie Sie damit umgehen!
Sind Sie als Frau sowieso ängstlicher oder sind Sie als Mann sowieso mutiger?
Eine wichtige Frage, denn bei Frauen wird eine gewisse Hilflosigkeit als charmant und weiblich wahrgenommen. Das gilt für den Mann absolut nicht. Zwar leben wir in einem Zeitalter, in dem auch Männer in Tränen ausbrechen oder erklären dürfen, dass ihnen etwas über den Kopf wächst. Aber diese Akzeptanz ist noch begrenzt. Und wie steht es mit der Risikobereitschaft von Männern und Frauen? Die gilt nach derzeitigem Stand der Wissenschaft als anerzogen und nicht etwa angeboren. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mutige und vorsichtige Menschen gibt, aber diese Unterschiede sind nicht an das Geschlecht gebunden.
Was hat es mit Ängsten bei Frauen auf sich?
Hier sprechen Experten von dem „learnes-helplessness“ Syndrom. Das ist die erlernte Hilflosigkeit. Es geht dabei nicht um körperliche Schwäche, sondern um emotionale Stabilität. Als Frau sind Sie sehr wahrscheinlich schon einmal in dieses Dilemma geraten. Sie wissen, dass Sie eine Situation mit großer Anstrengung allein bewältigen können, Sie können sich aber auch „anlehnen“ und den Mann machen lassen. Das ist nicht nur bequemer, es schmeichelt auch dem Mann, für den die Bewältigung vermutlich genauso anstrengend ist wie für Sie. Das ist aber gefährlich, wenn Sie schon so erzogen worden sind, den Mann machen zu lassen und sich möglicherweise sogar selbst eingeredet haben, dass er die Situation besser meistert als Sie, wenn es nicht gerade sein Fachgebiet ist. Er hat nur früh gelernt, dass er nicht die Person ist, die sich anlehnt, sondern die, die vorangeht und das Problem löst! Wenn Sie als Frau also unter Ängsten leiden, überlegen Sie einmal, wie Sie aufgewachsen sind und wer Sie in der Vergangenheit aus dem einen oder anderen Schlamassel befreit hat. Wenn Sie dazu neigen, bedrohlichen Situationen auszuweichen, kommen Sie irgendwann an den Punkt, an dem Sie Ihre Möglichkeiten reduzieren, weil sie die Konfrontation vermeiden. Stoppen Sie das, sonst wird es immer schlimmer. Stellen Sie sich dem Unvermeidlichen.
Gibt es Menschen ohne Angst?
Sicher haben Sie schon vor verschiedenen Dingen im Leben Angst gehabt. Angst nicht zu kennen, ist kein Zeichen von Mut und Überlegenheit, sondern von einer Störung. Wer keine Angst hat, kann auch nicht den Mut entwickeln, bedrohliche Herausforderungen zu meistern. Sie erfahren mehr über sich, wenn Sie wissen, was für ein Angsttyp Sie sind. Die Wissenschaft unterscheidet zwei Typen, den Sympathikotoniker und den Vagotoniker.
Welcher Angsttyp sind Sie?
Sie sind Ihren Ängste nicht hilflos ausgeliefert. Je länger sie bestehen, umso schwieriger kann es aber werden, sich daraus zu befreien. Der Sympathikotoniker ist ein möglicher Angsttyp, der sogenannte Kampf- und Fluchttyp. Wenn das auf Sie zutrifft, neigen Sie bei Stress und Angst zu Herzrasen, hektischem Atmen, Blutdruckanstieg und Muskelanspannung. Sie sind im Kampf- oder Fluchtmodus. Panik ist möglich. Der Vagotoniker hingegen ist gelähmt vor Angst. Er steht der Gefahr gegenüber und ist nicht in der Lage, sich in Sicherheit zu bringen. Sein Blutdruck fällt ab, Ohnmacht droht. Beides ist übrigens nicht krank, es hat sogar einen Sinn. Der Sympathikotoniker bringt sich durch schnelles Reagieren in Sicherheit oder er greift an. Der Vagotoniker hingegen verfällt in Angststarre. Bedenken Sie, dass beide Verhaltensweisen richtig oder falsch sein können. Ein Raubtier, vor dem der Mensch nicht fliehen konnte, ließ in früherer Zeit vor dem ohnmächtigen Menschen mit sehr flacher Atmung möglicherweise ab, während vom fliehenden Menschen ein besonderer Beutereiz ausgehen kann. Ganz anders sieht es bei nahendem Feuer aus. Vor Angst zu erstarren wäre hier ein lebensgefährlich. Natürlich spielen Erziehung und Erfahrung eine erhebliche Rolle beim Verhalten in Angst, weshalb Sie vielleicht erst gründlich überlegen müssen, wozu Sie mehr neigen.
Was bedeutet das für die Flugangst?
Jetzt wissen Sie, was für ein Angsttyp Sie sind. Sie wissen nun auch, dass Ihr Verhalten in einem Zustand von Angst vom Grundsatz her Teil Ihrer Persönlichkeit ist. Achten Sie im Alltag darauf, wie Sie auf Stress reagieren. Lernen Sie sich noch besser kennen. Bedenken Sie aber auch, dass Sie auf andere noch ruhig und besonnen wirken können, obwohl Sie selbst das Gefühl haben, gleich ohnmächtig zu werden und schon längst überfordert sind. Sie werden eben nicht hektisch. Wenn Sie ein Sympathikotoniker sind, liegen die Dinge etwas anders. Ihr Umfeld erlebt sehr deutlich, wenn Ihnen etwas über den Kopf wächst. Entsprechend wird auch Ihre Flugangst sicher auffallen. Das kann dazu führen, dass man Ihnen eher Hilfe anbietet als dem Vagotoniker, der blass und still vor sich hinleidet. Zu welchem Typ Sie auch gehören, bedenken Sie, dass Stress zum Leben dazugehört. Den müssen Sie also aushalten. Die Frage ist, wie Sie damit umgehen. Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten. Erkennen Sie die Grenzen zwischen leichter Unruhe und dem Aufsteigen einer Panikattacke, damit Sie rechtzeitig eingreifen können, zu Ihrem eigenen Schutz.
Deshalb sollten Sie die Flugangst bekämpfen
Sie werden wissen, dass Sie die Panikattacke im Flugzeug kaum noch selbst unterbrechen können, wenn Sie darauf nicht vorbereitet sind. Da es sich bei Ihnen um Flugangst handelt, kommt die Angst nicht unerwartet. Machen Sie sich bewusst, dass es wichtig ist, die Angst anzugehen, denn Panikattacken sind eine Gefahr für Ihre Psyche. Die körperlichen Symptome können so stark werden, dass sogar Todesangst möglich ist. Das wollen Sie garantiert nicht. Es nützt auch nichts, dem Problem auszuweichen, denn die Panik kann auch in anderen Situationen auftreten und Ihre Lebensqualität erheblich einschränken. Das heißt nicht, dass Sie den nächstmöglichen Flug buchen sollen. Es heißt nur, dass Sie vor Panikattacken nicht weglaufen können. Sie können Sie aber lernen, Sie zu beherrschen. Wenn Ihnen das gelingt, wird Ihr Leben sehr viel einfacher. Ihr Selbstbewusstsein steigt und Sie werden in Zukunft schwierige Situationen mit deutlich kühlerem Kopf bewältigen können. Sie werden aber auch Ihre Grenzen besser kennen und dürfen dann mit vollem Recht diese Grenzen schützen und darauf achten, dass andere Sie nicht überfordern und Sie damit in eine Krise stürzen.
Diese Kleinigkeiten können Ihre Angst verstärken
Ob Sie Vagotoniker und Sympathikotoniker sind, es gibt eine Reihe von Dingen, die Ihre Angst verstärken können. Die folgende Checkliste sollten Sie daher unbedingt abarbeiten, damit Sie nicht aus Gründen scheitern, die Sie nicht kennen können.
- Schilddrüse untersuchen lassen
- Vitamin B-Mangel ausgleichen
- Unerkannter Diabetes
- Wechseljahre
Wenn Sie Medikamente einnehmen, lesen Sie den Beipackzettel gründlich und überprüfen Sie, ob dort Angst als Nebenwirkung aufgeführt ist. Folgende Medikamente können unter bestimmten Bedingungen Ängste auslösen oder bestehende Ängste verstärken:
- Beruhigungsmittel
- Herz-Kreislauf-Mittel
- Schlaftabletten
- Antidepressiva
- Schilddrüsenmedikamente
Wenn Sie mehrere Medikamente einnehmen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Wechselwirkungen möglich sind und ob Angst ein daraus folgendes Symptom sein kann. Haben Sie kürzlich ein Medikament abgesetzt oder reduziert? Auch hier sind Reaktionen möglich, die auch psychischer Natur sein können. Wenn Sie anfällig für Depressionen sind, kann hier die Ursache für Ihre Angst liegen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt darüber.
Daran haben Sie bestimmt noch gar nicht gedacht!
Hatten Sie in der letzten Zeit einen Unfall oder haben Sie sich heftig den Kopf gestoßen? Möglicherweise ist das die Ursache für Ihre starke Angst. Suchen Sie einen Arzt auf und weisen Sie ihn darauf hin. Unter diesen Bedingungen haben Sie vermutlich noch weitere ungewöhnliche Ängste, die Sie sich vielleicht gar nicht erklären können und nicht mit dem Unfall in Verbindung gebracht haben.
Das sollten Sie vermeiden!
Wenn Sie ein Sympathikotoniker sind, seien Sie sparsam mit Koffein. Vagotoniker und Sympathikotoniker können nach Alkoholkonsum verstärkt unter Ängsten leiden. Vermeiden Sie aber auch Stress. Wenn Sie aus heiterem Himmel eine Flugangst entwickeln und noch weitere Ängste haben, vielleicht sogar schlecht schlafen, stimmt etwas nicht. Dieses „Etwas“ schadet Ihrer Psyche. Wenn Sie den Auslöser nicht reduzieren oder entfernen können, schaffen Sie sich einen Ausgleich, um Kraft zu tanken.
Ihr Fazit!
Sie wissen jetzt mehr über Ihre Art der Angst, was Sie auslösen und was Sie verstärken kann. Hier liegt auch die Lösung für Ihr Problem. Legen Sie den Gedanken an die Flugangst zunächst beiseite. Gehen Sie achtsam durch den Tag und durch Ihre täglichen Anforderungen. Reflektieren Sie Ihre Reaktionen, ohne sich selbst Vorwürfe zu machen. Diagnostizieren Sie! Identifizieren Sie die Kompensationsmechanismen, die Sie entwickelt haben. Wie erholen Sie sich, wie gesund ist dieses Verhalten und wie schnell hilft es Ihnen? Wenn hier etwas im Argen liegt, was sehr wahrscheinlich ist, haben Sie die brüchige Stelle im Fundament Ihrer Stressbewältigung gefunden. Reparieren Sie sie durch ein für Sie geeignetes Stressmanagement, z. B. Yoga, Meditation oder auch eine begleitende Psychotherapie.