Flugangst: Arbeitgeber akzeptiert Angst nicht

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Flugangst: Arbeitgeber akzeptiert Angst nichtWie Sie geschickt Ihren Arbeitgeber überzeugen, damit Ihre Flugangst Sie nicht den Job kostet? Lernen Sie die wichtigsten Tricks, mit denen Sie auch schwierige Diskussionen unbeschadet überstehen.

Mit den folgenden Argumenten können Sie bei Ihrem Arbeitgeber punkten

►Leiden Sie unter Flugangst? Der 2 min Selbsttest

Flugangst Test

Sie leiden unter Flugangst, müssen aber berufsbedingt fliegen? Das hört sich erst einmal nach einem dicken Problem an. Ist es aber nicht! Zuerst werden Sie erfahren, wie Sie die Herausforderung gekonnt umschiffen.

Vermeiden Sie den schlimmsten aller Fehler

Gehen Sie niemals unvorbereitet und aufgewühlt in ein wichtiges Gespräch. Der schlechteste Zeitpunkt für Ihren Anruf beim Chef ist, wenn Sie am Flughafen stehen, auf dem Weg zu einem Termin sind und nun beichten wollen, dass Sie unter Flugangst leiden. Ihr Chef kann Ihr Problem in diesem Moment nicht lösen. Sie können es auch nicht auf ihn abwälzen. Wenn Sie also vermuten, dass Ihnen beim nächsten Flug die Nerven durchgehen, Sie aber noch hoffen, es irgendwie zu schaffen, dann sprechen Sie vorher mit Ihrem Chef oder ziehen Sie es durch und steigen Sie in das Flugzeug! Vermeiden Sie möglichst, dass Sie in eine solche Notsituation kommen.

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Panik am Flughafen – so wird Ihnen geholfen

Es kann natürlich passieren, dass die Panik aus heiterem Himmel ausbricht. Vielleicht war der letzte Flug etwas unruhig und jetzt stehen Sie am Flughafen und wissen nicht mehr weiter. Suchen Sie einen Arzt auf und lassen Sie sich ein Beruhigungsmittel verschreiben. Wenn dafür keine Zeit mehr ist, gehen Sie in eine Apotheke am Flughafen und lassen Sie sich ein rezeptfreies Beruhigungsmittel geben. Es wird Ihre Angst nicht komplett auflösen, kann sie aber abmildern. Versuchen Sie auf keinen Fall, sich mit Alkohol zu betäuben, das wird Ihre Angst sehr wahrscheinlich verstärken, falls man Sie überhaupt ins Flugzeug lässt. Aber wir gehen jetzt davon aus, dass Sie nicht am Flugplatz stehen, sondern noch mit sich ringen, ob und wie Sie Ihren Arbeitgeber über Ihre Flugangst informieren sollen.

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Das sind die drei wichtigsten Regeln!

Regel Nr. 1

Bereiten Sie sich gründlich vor. Was genau wollen Sie erreichen? Es genügt nicht, Ihrem Chef zu sagen, dass Sie unter Flugangst leiden. Sie müssen ihm Lösungen präsentieren, die auch realisierbar sind. Welche das sind, hängt von Ihrem Aufgabengebiet ab. Vielleicht sind die Reiseziele auch mit der Bahn erreichbar? Das kann deutlich günstiger als ein Flug sein. Wenn Ihre Angst zu groß ist, bitten Sie um Urlaub, um sich professionelle Hilfe zu holen. Wenn Sie Ihrem Chef wichtig sind, ist es gut möglich, dass er dabei sogar Unterstützung anbietet.

Regel Nr. 2

Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt! Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Chef sich nur aus Höflichkeit Zeit nimmt, bitten Sie ihn um einen Gesprächstermin. Wählen Sie möglichst ein persönliches Treffen, Telefonate sind weniger geeignet, ein so wichtiges Thema zu besprechen.

Regel Nr. 3

Haben Sie Plan B und Plan C im Hinterkopf. Überlegen Sie sich gründlich, ob Sie notfalls bereit sind, Ihren Job aufzugeben. Können Sie sich vielleicht in den Innendienst versetzen lassen? Gibt es einen Mitarbeiter, der Sie auf Flügen ersetzen kann? Sind die Flüge überhaupt zwingend nötig oder lassen sich die Gespräche zeitgemäß über Skype führen? Wenn die Zeit nicht drängt, weil bis zum nächsten Flug noch viel Zeit ist, schauen Sie sich auch nach Arbeitsstellen um, bei denen Sie nicht reisen müssen (Plan C).

Das sollten Sie auf keinen Fall tun!

Es gibt eine Reihe von Kardinalfehlern, die Sie unbedingt vermeiden sollten. Schon mit wenigen falsch gewählten Worten bringen Sie sich in eine schlechte Ausgangslage, stellen sich zu schwach oder auch zu aggressiv dar. Ihr Anliegen kommt für Ihren Chef vermutlich auch völlig überraschend und er braucht Zeit, das Gehörte zu analysieren. Führen Sie auch deshalb keinen Monolog und achten Sie darauf, dass Ihr Ton nicht vorwurfsvoll wird. Aussagen wie:

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  • Sie wissen doch, dass ich nicht gerne fliegen
  • Sie müssen eine Lösung finden
  • Mir ist es egal, was aus dem Geschäft/dem Deal wird
  • Was soll ich bloß tun?

sind ungeeignet. Formulieren Sie stattdessen so positiv wie möglich, damit Ihr Chef aufmerksam bei Ihnen bleibt.

So bauen Sie Ihre Argumentation richtig auf

Bereiten Sie Ihre Wortwahl gründlich vor und kommen Sie schnell auf den Punkt. Beginnen Sie positiv. Gute Einleitungssätze sind:

  • Ich bin froh, dass wir das Geschäft/den Deal so gut meistern konnten
  • Das Gespräch mit X war wirklich ausgesprochen erfolgreich
  • Die Aufgabe/mein Beruf ist hochinteressant und ist mir wichtig
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Jetzt kommt ihr „Aber“. Führen Sie die Unterhaltung fort mit:

  • Ich musste in letzter Zeit feststellen, dass ich unter Flugangst leide
  • Seit dem letzten/vorletzten Flug leide ich unter starker Flugangst
  • Aus irgendeinem Grund/einem bestimmten Grund kämpfe ich neuerdings gegen Flugangst

Das ist der wichtigste Teil

  • Ich bin sicher, dass ich die Flugangst in den Griff bekomme
  • Ich habe nicht vor, mich von meiner Flugangst dauerhaft einschränken zu lassen
  • Ich habe mir bereits Lösungsstrategien überlegt

Sollten Sie beschlossen haben, Ihren Beruf aufzugeben, wenn Sie weiterfliegen müssen, dann sagen Sie das und fordern Sie Ihren Chef nicht heraus, Lösungen zu entwickeln. Es ist nicht schlimm, wenn Sie noch nicht wissen, wie es weitergehen soll. Das kann niemand von Ihnen erwarten, denn Sie müssen Ihre Angst erst noch mit geeigneten Mitteln in Angriff nehmen. Wenn Sie ein normales Verhältnis zu Ihrem Chef haben, können Sie ihm das auch vorsichtig sagen:

  • Ich bin beunruhigt, will meinen Job aber deshalb nicht verlieren
  • Ich bemühe mich um eine Lösung und hoffe, dass ich diese Flugangst loswerde
  • Die Flugangst belastet mich und ich fürchte, dass sich das nachteilig auf mein Arbeitsverhältnis auswirkt

Wenn Ihr Verhältnis schlecht ist oder Sie sowieso um Ihren Job fürchten, müssen Sie deutlich zurückhaltender sein. Bleiben Sie einfühlsam und beobachten Sie die Reaktion Ihres Chefs.

Das denkt Ihr Chef!

Wenn Ihr Chef nichts von Ihrer Flugangst ahnt, wird er vermutlich vollkommen überrascht ein. Lassen Sie ihm genug Zeit, sich mit Ihren Worten zu befassen. Erwarten Sie keine schnelle Lösung.

Sie führen kein Streitgespräch. Für Sie ist die Ausgangslage etwas schwierig, denn es geht um ein emotionales Thema. Seien Sie deshalb ihr eigener Anwalt und argumentieren Sie so sachlich und überlegt wie möglich. Ihr Chef ist nicht Ihr Gegner. Achten Sie aber auch darauf, dass Sie nicht Ihr eigener Gegner werden. Machen Sie sich nicht schlecht und verurteilen Sie sich nicht. Sie trifft keine Schuld. Ihr Chef kann Ihnen bestenfalls Unterstützung bieten.

So bauen Sie Ihrem Chef eine Brücke

Wenn Ihr Chef überrumpelt ist, kann das auch Ihre große Chance sein. Das bedeutet nicht, dass Sie die Situation ausnutzen sollen, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Keinesfalls sollte er (oder sie) im Anschluss das Gefühl bekommen, über den Tisch gezogen worden zu sein. Bleiben Sie fair, aufgeräumt, gut informiert, zielstrebig und lösungsorientiert.

Machen Sie auch deutlich, dass das nicht das abschließende Gespräch zum Thema Flugangst sein soll, sondern dass Sie ihn lediglich darüber informieren möchten, dass Sie ein Problem haben und sich intensiv mit der Lösung befassen. Erwecken Sie nicht den Eindruck, dass es keine Lösung gibt. Gehen Sie nicht in das Gespräch, wenn Sie verzweifelt sind. Die Ausnahme ist: Sie müssen schon bald wieder fliegen und sind sicher, dass Sie damit heillos überfordert sind. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Hausarzt überlegen, ob eine Krankschreibung erforderlich ist oder ob in diesem konkreten und unmittelbar bevorstehenden Fall die Einnahme von Beruhigungsmitteln sinnvoll ist.

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Dieser Satz ist Ihr Rettungsanker!

Rechnen Sie damit, dass Ihr Chef wütend wird. Möglicherweise steht ein wichtiger Geschäftsabschluss bevor und wenn er befürchten muss, dass Sie nicht mit absoluter Sicherheit souverän und entspannt am Ziel ankommen, kann das unter Umständen die Firma gefährden. Deshalb brauchen Sie einen Rettungsanker, ein Netz, ein Sicherungsseil. Das hier ist Ihre Rettung:

„Ich habe mich bereits erkundigt. Flugangst ist keine Seltenheit, kann jeden treffen und ich habe schon konkrete Behandlungsmöglichkeiten gefunden“. Die sollten Sie dann aber auch benennen können. Pokern sollten Sie bei einem solchen Gespräch nicht, es hängt zu viel davon ab. Deshalb hier noch einmal die wichtigsten Stichpunkte:

  • Vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Chef
  • Legen Sie sich Ihre Wortwahl zurecht
  • Bereiten Sie Ihre Lösungen vor (Behandlungsmöglichkeiten)

Wichtige Tipps zum Schluss!

Lassen Sie sich nicht auf eine Frist festlegen. Ihr Chef wird sehr wahrscheinlich wissen wollen, bis wann Sie Ihre Flugangst im Griff haben werden. Das können Sie nicht wissen. Wenn Sie also ein Datum benennen sollen, erklären Sie, dass Sie ihm unmittelbar nach dem Gespräch mit dem Experten (Coach, Therapeut) darauf antworten wollen. Selbst wenn Sie noch keinen Termin haben, verschaffen Sie sich so etwas Luft. Vier Wochen sind ein guter Zeitrahmen, den Sie dann auch unbedingt nutzen sollten. Erklären Sie Ihrem Chef, dass Sie sich von allein wieder bei ihm melden. Danken Sie ihm und äußern Sie sich bei einem guten Gesprächsverlauf für sein offenes Ohr. Sagen Sie ihm auch, dass Sie jetzt besser an Ihrer Flugangst arbeiten können. Verläuft das Gespräch weniger gut, erklären Sie, dass Sie sich engagiert mit Lösungen befassen und Ihn dann sofort kontaktieren.