Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Sie haben keine Probleme, wenn Sie in ein Flugzeug steigen, genießen den Flug, und erst wenn die Maschine die Reiseflughöhe verlässt und die Landung eingeleitet wird, versagen Ihnen die Nerven? Dann leiden Sie unter einer eher ungewöhnlichen Art der Flugangst, aber auch für Sie gibt es Lösungen. Lassen Sie nicht mehr zu, dass Ihre Angst Ihnen das Flugerlebnis vermiest. Mit den folgenden Fragen und Antworten leiten wir Sie heraus aus Ihren Befürchtungen und helfen Ihnen, Ihre Angst Schritt für Schritt abzubauen.
►Leiden Sie unter Flugangst? Der 2 min Selbsttest
Flugangst Test
Das wussten Sie bestimmt nicht
Die Geräusche während der Landung können verwirrend sein. Aber wussten Sie, dass das Flugzeug zur Landung in den Gleitflug übergeht? Schon vorher nimmt der Pilot Schub heraus, denn sonst wäre die Maschine für die Landung viel zu schnell. Das ist sicher leicht vorstellbar. Bedenken Sie, dass die Reisegeschwindigkeit eines Verkehrsflugzeuges bei etwa 900 km/h liegt. Es dauert also eine Zeit, bis sich die Geschwindigkeit verlangsamt.
Dennoch kommen die Turbinen beim Landeanflug zum Einsatz. So wäre im Notfall ein Durchstarten möglich. Ist es nicht beeindruckend, was technisch alles möglich ist? Wenn Sie also die Turbinen mal mehr und mal weniger hören, ist das vollkommen normal.
Reicht der Sprit?
Vielleicht gehören Sie zu den Flugreisenden, die sich Sorgen machen, dass der Sprit für die Landung nicht mehr reicht. Natürlich wird der Treibstoffbedarf vor dem Flug berechnet. Dennoch kann es zu Ereignissen kommen, die den Bedarf erhöhen. Ebenso ist es theoretisch möglich, dass die Maschine Treibstoff verliert, z.B. durch ein Leck. So etwas ist auch schon vorgekommen, auch wenn es sehr selten passiert. In diesem Fall segelt die Maschine tatsächlich bis zum Boden. Die Vorgehensweise trainieren Piloten übrigens im Flugsimulator.
Was passiert bei starkem Wind während der Landung?
Starker Wind nimmt Einfluss auf die Landung. Vor Jahrzehnten kam es dadurch bei Landeanflügen auch zu Unfällen. Ein möglicher Auslöser dafür sind Fallwinde. Fallwinde sind Winde, die auf der windabgewandten Seite von Gebirgen „abfallen“. Die windabgewandte Seite wird übrigens in der Fachsprache Leeseite genannt. Diese Winde können auch von der Seite kommen, wenn das Flugzeug zur Landung ansetzt. Das weiß der Pilot. Die Instrumente helfen ihm bei der Einschätzung. Außerdem steht er in Kontakt mit dem Bodenpersonal, das ihn über die Windverhältnisse bei der Landung informiert. Sollte das Risiko schwer zu kalkulieren oder zu hoch sein, wird der Pilot woanders landen. Bei einer solchen Entscheidung wird auch die Technik einbezogen. Sind Grenzwerte überschritten, ist eine Landung nicht mehr erlaubt. Entscheidend ist nicht nur die Stärke des Windes, sondern auch die Richtung, aus der er kommt.
Böen von der Seite
Böen sind auch ohne Flugzeug unangenehm. Eine Bö ist ein kräftiger Windstoß und eine Turbulenz. Bei der Landung sind Böen störend, denn der Pilot muss sie ausgleichen. Ein Hinweis darauf, dass der Pilot eine Bö ausgleicht, ist eine Veränderung bei den Triebwerkgeräuschen während der Landung. Ein weiterer Hinweis ist das kräftige Aufsetzen der Maschine und ein starkes Abbremsen, sodass Sie den Eindruck haben, das Flugzeug war bei der Landung zu schnell. Das Gefühl täuscht. Bei der Geschwindigkeit für die Landung gibt es für den Piloten wenig Spielraum. Auch der Punkt des Aufsetzens ist recht genau bestimmt. Leichte Abweichungen sind aber möglich, damit der Pilot ausgleichen kann. Gerade bei schlechten Wetterbedingungen achtet der Pilot aber darauf, diesen Aufsatzpunkt genau zu treffen, damit er ausreichend Platz auf der Landebahn hat.
Der Flug war schon unruhig, wie soll da erst die Landung werden?
Ein unruhiger Flug aufgrund starken Windes ist für Sie als Fluggast keine schöne Erfahrung. Was Sie als gefährlich empfinden, kann in Wirklichkeit aber vollkommen harmlos sein. Das Flugzeug fliegt sozusagen mit dem Wind. Selbst wenn es zu starken Turbulenzen kommt, bleibt die Maschine stabil. Sie spüren aber die Luftbewegungen, die das Flugzeug mitnehmen. Eine Gefahr geht davon nicht aus. Würden Sie das Flugzeug von außen sehen, wären Sie sicher überrascht, wie gering die Bewegungen tatsächlich sind.
Harte Landung – weiche Landung?
Als Fluggast wünschen Sie sich eine weiche Landung. Das Flugzeug setzt sanft auf und rollt dann aus. Um noch einmal auf die Landung bei schlechten Wetterbedingungen zurückzukommen: Eine harte Landung bedeutet nicht, dass der Pilot sein Handwerk nicht versteht. Im Gegenteil. Wenn es böig ist, wird der Pilot härter aufsetzen und damit die Gefahr ausschließen, dass die Maschine durch plötzlich aufkommenden Seitenwind noch einmal erfasst wird und kurz abhebt. Hat das Flugzeug erst einmal fest aufgesetzt, bleibt es unten. Ein weiterer Aspekt ist mögliches Aquaplaning bei Regen. Bei einer weichen Landung würde dieses Risiko bestehen. Das harte Aufsetzen ist also eine wichtige Vorsichtsmaßnahme. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass eine weiche Landung eine schlechte Landung ist. Es war dem Piloten möglich, also hat er es umgesetzt.
Das kann passieren – und ist auch nicht gefährlich
Eine für den Passagier unangenehme Beobachtung ist, wenn die Maschine bei starkem Wind auf einem Rad landet und sich somit in einer Schieflage befindet. Für Sie wird das aussehen, als würde eine Tragfläche durch den Wind hochgedrückt und käme nicht auf die Rollbahn. Tatsächlich ist eine solche Landung bei Seitenwind ein Manöver, das der Sicherheit dient. Der Pilot setzt das Flugzeug auf der dem Wind zugewandten Seite zuerst auf, die Tragfläche auf dieser Seite wird also abgesenkt. So kann der Pilot den Wind abfangen. Erst dann setzt das zweite Rad auf und schließlich das Bugrad. Ein erstes Anzeichen für dieses Vorhaben kann auch sein, dass die Maschine noch recht schnell ist. Auch wird die Landung etwas härter sein. Sie erleben also in einem solchen Fall keine ungeschickte Landung, sondern ein gutes und sinnvolles Manöver, das Ihrer Sicherheit dient.
Ein wichtiger Hinweis zum Schluss
Nun wissen Sie mehr über Landungen, auch unter für Sie unangenehmen Wetterbedingungen. Wenn Sie sich auf die Suche begeben, finden Sie zu solchen Ereignissen auch Bilder. Ein wichtiger Tipp für Sie: Suchen Sie nicht nach diesen Darstellungen. Sie sind mit großer Wahrscheinlichkeit kein Pilot und können nicht abschätzen, ob die eingefangene Szene völlig normal und unter Kontrolle ist oder ob es sich um eine ungeplante Situation handelt. Daher werfen die Bilder mehr Fragen auf und schüren weitere Unsicherheiten. Wenn Sie unter Flugangst leiden, weil Sie eine ruppige Landung erlebt haben, liegen Ihnen nun die Fakten vor, die Ihnen helfen, den nächsten Flug deutlich entspannter anzugehen. Genießen Sie den Flug, schauen Sie aus dem Fenster, vielleicht haben Sie die Chance, schöne Bilder zu einzufangen. Nutzen Sie die Zeit nach dem Flug und werfen Sie einen Blick auf die Fotos und prüfen Sie, ob Ihre Angst nicht schon deutlich nachgelassen hat.