Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Wenn Sie mit Flugangst aus dem Flieger steigen, fällt alle Aufregung von Ihnen ab. Der Grund sind die Botenstoffe in Ihrem Körper. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie die Natur für sich und gegen Ihre Flugangst nutzen können.
Stress lass nach!
Überstunden, Terminkollisionen und persönliche Ansprüche sorgen dafür, dass wir tagtäglich unter Stress geraten. Das bedeutet nicht, dass Stress grundsätzlich schlecht ist. Vor allem der kurzfristige Stress gilt als wichtig.
►Leiden Sie unter Flugangst? Der 2 min Selbsttest
Flugangst Test
Auslöser kann der Fahrer eines Autos sein, der uns die Vorfahrt nimmt und uns zu einer schnellen Reaktion zwingt, aber auch das Flugzeug, das für einen Augenblick durchgerüttelt wird. In der Folge schüttet der Körper:
- Adrenalin
- Noradrenalin
- Und schließlich Kortisol aus
„Jetzt bin ich wach“!
Sie kennen die Situation. Alles ist unter Kontrolle, Sie sind entspannt, vielleicht sogar etwas unkonzentriert und plötzlich reißt ein unerwartetes Ereignis Sie aus der Routine. Es muss kein schlimmes Erlebnis sein. Aber anschließend sagen Sie mit Sicherheit: „Jetzt bin ich wach“. Genau das ist die gesunde Reaktion. Ihre Sinne sind nun wieder geschärft. Sie waren nicht in Gefahr, aber Ihr Körper warnt Sie: „Pass auf“.
Stress im Flugzeug – das passiert mit Ihnen
Sie wissen spätestens jetzt, dass Stress gut und notwendig sein kann. Wenn Sie unter Flugangst leiden, ist ihr Organismus der Einschätzung, dass die Situation gefährlich sein könnte. Vorsichtshalber schüttet er die nötigen Botenstoffe aus, damit Sie sehr schnell reagieren können. Wie gehen Sie also damit bestmöglich um?
Weglaufen oder kämpfen?
In einer bedrohlichen Alltagssituation haben Sie drei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist, wegzulaufen. Das funktioniert in einem Flugzeug nicht. Sie können sich nicht aus der vermeintlichen Gefahrenlage bringen. Für die zweite Möglichkeit fehlen in dieser Situation die Voraussetzungen, denn Stresshormone schütten Sie auch dann aus, wenn Sie angegriffen werden und Sie sich verteidigen. Das trifft also nicht zu. Die dritte Reaktionsmöglichkeit ist, dass Sie sich tot stellen. All das nützt Ihnen im Flugzeug überhaupt nichts. Das wissen Sie und genau hier haben Sie die Ursache Ihrer Flugangst.
Ihre Biologie bringt Sie in Schwierigkeiten
Wenn Sie nicht fliehen und sich nicht verteidigen können, was passiert dann mit Ihrem Stress? Das hängt von Ihnen ab. Wie verhalten Sie sich in folgenden Situationen?
- Unter Zeitdruck im Stau stehen
- Zu spät zu einem wichtigen Termin kommen
- Angeforderte Unterlagen sind verloren gegangen
- Schmerzhafter Zahnarzttermin steht an
Bleiben Sie ruhig und versuchen Sie mit kühlem Kopf die Situation auszuhalten oder werden Sie laut, wütend, ängstlich? Wenn Sie heftig reagieren, ist das nur natürlich, denn die Situation erlaubt Ihnen nicht das, was die Biologie Ihnen vorgibt. Sie können weder weglaufen noch kämpfen. Was Sie dann fühlen, ist die Folge des Stresses, der nicht in die geregelten Bahnen gelangt. Mit diesem Wissen können Sie die Entstehung Ihrer Flugangst noch leichter nachvollziehen.
Ist Flugangst schädlich für die Gesundheit?
Stress wird erst ungesund, wenn er dauerhaft besteht. Wenn Sie also ständig Langstreckenflüge absolvieren müssen und während dieser Flüge unter starker Flugangst leiden, wird es tatsächlich ungesund. Das liegt auch daran, dass Sie immer wieder gezwungen sind, eine Situation auszuhalten, die Sie psychisch schwer zu bewältigen können. Das ist etwa vergleichbar mit einem sehr ungesunden Arbeitsklima.
Schnelltipp gegen Stress: Essen Sie vor dem Flug 50g bittere Schokolade. In einer Untersuchung hat eine Konstanzer Psychologin herausgefunden, dass Menschen weniger unter Stress geraten, wenn Sie zuvor dunkle Schokolade gegessen haben. Einen Versuch ist es sicher wert.
Raus aus dem Flugzeug – jetzt geht es wieder!
Der Stressauslöser ist weg, die Angst lässt nach. Die Ursache ist beseitigt, die Ausschüttung der Botenstoffe normalisiert sich. Aber Vorsicht! Ihr Organismus nimmt die Erinnerung mit, Sie sind noch immer alarmiert. Auch wenn sich der nachlassende Stress wirklich gut anfühlt und Erleichterung sich ausbreitet, ist noch nicht wieder alles in Ordnung! Stellen Sie sich folgende Frage: Seufzen Sie jetzt?
Warum Sie nach dem Flug unbedingt seufzen sollten
Was ist Seufzen eigentlich? Vermutlich haben Sie noch nie darüber nachgedacht. Da geht es Ihnen wie vielen Menschen. Seufzen ist aber wichtig für Ihre Lunge und was ebenfalls wichtig ist. Wenn Sie jetzt seufzen, wird deutlich, wie enorm die Anspannung war.
Das passiert beim Seufzen
Beim Seufzen atmen Sie tief ein. Lungenbläschen, die zuvor zusammengefallen waren, blähen sich jetzt wieder auf. Das ist enorm wichtig für den Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid, genau genommen lebensnotwendig. Sie seufzen im Alltag übrigens ganz von allein. Das reguliert Ihr Gehirn. Wenn Sie also beim nächsten Seufzen jemand spöttisch fragt, ob es denn wirklich so schlimm war, können Sie nun wissenschaftlich fundiert kontern.
Ihr Zwischenfazit: Seufzen ist ein natürliches Mittel gegen Stress und verbessert die Lungenfunktion
Der Rückflug naht – mit Stress gegen Stress
Stress gegen Stress ist keine neue Erfindung, sondern ein bekanntes Phänomen. Sie kennen das Gefühl, wenn Sie mit der Achterbahn fahren oder etwas anderes in Ihrer Freizeit unternehmen, was kurzfristig den Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen lässt. Sie sind nun nicht nur „wach“, sondern auch deutlich ausgeglichener. Mit dem Abfall des Adrenalinspiegels haben Sie den negativen Stress eines weniger guten Erlebnisses gleich mit aus Ihrem Körper entfernt. So hilft Stress gegen Stress nicht nur nach einem Flug, sondern auch:
- Bei Stress am Arbeitsplatz
- Streit in der Familie
- Nach Krankheit
- Anderen Problemen
Der Ärger ist zwar nicht aus der Welt, Sie begegnen ihm aber mit neuer Kraft.
Haben Sie Verständnis für Ihr Umfeld
Wenn Sie sich beim Lesen dieser Zeilen spontan an jemanden erinnert fühlen, der in seiner Freizeit viel unternimmt, Wettkampfsport betreibt oder verrückte Dinge unternimmt, obwohl diese Person doch schon im Beruf viel um die Ohren hat, dann kennen Sie nun den Grund. Es ist das natürliche Bedürfnis, Stress mit Stress zu bekämpfen und das gelingt vor allem temperamentvollen Menschen oft recht gut.
Therapieren Sie sich am Reiseziel
Nutzen Sie Ihr neues Wissen, denn Sie müssen ja auch wieder zurückfliegen. Vermeiden Sie, mit der Stresserinnerung in den Flieger zu steigen und reinigen Sie sich von der Erinnerung an den Stress. Es muss nicht der Fallschirmsprung sein, aber wenn Sie nicht gerade herzkrank sind, buchen Sie ein Erlebnis, bei dem es etwas flotter zugeht.
Warum nicht einfach nur erholen?
Ein aktives Erholen ist wichtig. Schlafen Sie gründlich aus, wenn der Grund Ihrer Flugreise der Urlaub ist. Planen Sie gar nichts in den Morgenstunden, sondern trödeln Sie. Langweilen Sie sich! Langeweile ist für das Gehirn enorm wichtig für die Regeneration und neue Verknüpfungen. Suchen Sie also nicht permanent nach Unterhaltung und Ablenkung. Das empfiehlt sich:
- Wellnessbehandlungen
- Spaziergänge
- Lesen Sie ein unterhaltsames Buch
- Führen Sie belanglose Unterhaltungen
- Museumsbesuche, bei denen es ruhig zugeht
Tipp! Stellen oder setzen Sie sich einfach mal 30 Minuten vor ein Gemälde und lassen es auf sich wirken.
Setzen Sie aber auch Impulse für Ihre persönliche Stresstoleranz.
- Buchen Sie eine Ballonfahrt
- Besichtigen Sie ein Bergewerk
- Fahren Sie mit der Seilbahn
- Klettern Sie auf einen Berg
- Nehmen Sie an Bootsausflügen teil
Vor dem Rückflug – ihre emotionale Checkliste
Sie haben in diesem Urlaub sehr viel über sich gelernt. Einen erheblichen Anteil werden Sie auf dem Rückflug anwenden können. Damit ist der Aufenthalt für Sie ein enormer Gewinn, von dem Sie dauerhaft profitieren. Unternehmen Sie ruhig vor dem Abflug noch etwas, was Ihren Blutdruck herausfordert (wenn Sie gesund sind). Sie kennen die Angebote am Urlaubsort und können das Highlight auf den letzten Tag legen:
- Tauchausflug
- Besuch einer Grotte
- Trainingseinheit in einer Kletterwand
- Besuch eines wirklich guten Theaterstücks
Planen Sie etwas, von dem Sie schon vorher wissen, dass es sich nachhaltig beeindruckt. So nehmen Sie die Emotionen mit auf den Rückflug. Wenn Sie es wirklich herausfordern wollen, dann legen Sie Ihr Vorhaben so knapp vor den Abflug, dass Sie sich wirklich beeilen müssen. Bitte nicht so knapp, dass die ernste Gefahr besteht, dass Sie den Flug verpassen. Aber wenn Sie sich beeilen und dadurch in Stress geraten, werden Sie eher erleichtert in den bequemen Sitz der Maschine sinken. Ein gutes Gefühl!