Flugzeugabsturz Statistik: So sieht es wirklich aus

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Flugzeugabsturz StatistikDie Angst vor einem Flugzeugabsturz teilen viele Fluggäste. Und auch wenn zahlreiche Statistiken belegen, dass das Fliegen sicher ist: Ängste und Zweifel können Statistiken nur zum Teil nehmen.

Ein technischer Defekt, Einflüsse von außen, menschliches Versagen: Ein Flugzeugabsturz kann verschiedene Ursachen haben. Und oft ist der Pilot machtlos. Der Flieger wird flugunfähig, der Pilot kann ihn nicht mehr kontrolliert landen. Insgesamt kommt es aber nur selten zu Flugzeugabstürzen. Und es gibt verschiedenste Statistiken, die belegen, dass das Flugzeug zu den sichersten Fortbewegungsmitteln überhaupt gehört. Unrecht haben die Statistiken dabei sicherlich nicht. Aber je nachdem, wie gerechnet wird, kommen die Statistiken doch zu recht unterschiedlichen Ergebnissen.

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Statistiken sehen eine positive Entwicklung der Flugsicherheit

Grundsätzlich entwickelt sich die Sicherheit im weltweiten Luftverkehr seit Jahren positiv. Zu diesem Ergebnis kommen praktisch alle Luftsicherheitsstatistiken, wenn auch mit unterschiedlichen Zahlen. Ausgehend von den Statistiken der Weltluftfahrtorganisation IATA beispielsweise, sieht die Bilanz der Flugzeugunglücke in den vergangenen fünf Jahren so aus:

Jahr Flüge gesamt (in Millionen) Flugzeugunfälle insgesamt tödliche Flugzeugunfälle Todesopfer
2011 33,6 96 22 490
2012 34,2 78 15 414
2013 34,7 88 15 177
2014 35,6 77 12 641
2015 37,6 68 4 136

2015 kam es demnach zu einem schweren Flugzugunfall pro 3,1 Millionen Flüge. Die Wahrscheinlichkeit, als Passagier in eine Flugzeugkatastrophe verwickelt zu werden, liegt damit bei weniger als einem Hunderttausendstel Prozent. Luftsicherheitsexperten nennen aber gerne auch anschaulichere Vergleiche. Da heißt es dann beispielsweise, dass ein Passagier rund 6.500 Jahre lang jeden Tag fliegen müsste, bis er bei einem Flugzeugunglück ums Leben kommt. Oder es wird erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz erschlagen zu werden, ungefähr dreimal höher ist, als bei einem Flugzeugabsturz in Europa oder den USA ums Leben zu kommen.

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Doch wie kann es sein, dass die Statistiken zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen?

Diese Frage ist eigentlich einfach zu beantworten: Bei einer Statistik zur Verkehrssicherheit kommt es immer auf die Fragestellung an. Es spielt eine Rolle, welche Zahlen zugrunde gelegt und wozu sie ins Verhältnis gesetzt werden. Wird beispielsweise die Anzahl der Flugzeugabstürze mit der Anzahl der Flüge verglichen, ergibt sich ein anderer Wahrscheinlichkeitswert als bei einem Vergleich mit der Anzahl der geflogenen Kilometer, der Gesamtzahl aller Passagiere oder der Anzahl der Todesopfer.

Um es noch anschaulicher zu machen, hier ein Beispiel:

Um die Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugabsturzes zu ermitteln, könnte mit den Personenkilometern oder den Passagierstunden gerechnet werden. Die Personenkilometer ergeben sich aus der Anzahl der Passagiere multipliziert mit der Flugstrecke in Kilometern. Angenommen, die Flugstrecke beträgt 6.000 Kilometer und an Bord der Maschine befinden sich 300 Passagiere. Damit ergeben sich 1.800.000 Personenkilometer als Vergleichswert. Wird hingegen mit den Passagierstunden gerechnet, die die Flugdauer berücksichtigen, beträgt der Vergleichswert bei einem 6-Stunden-Flug nur noch 1.800 Passagierstunden. Und durch den niedrigeren Vergleichswert fällt die Wahrscheinlichkeit für einen Flugzeugabsturz deutlich höher aus, obwohl es um denselben Flug geht. Gleichzeitig liegen den beiden Berechnungen aber unterschiedliche Fragestellungen zugrunde. Denn eine Rechnung mit den Personenkilometern drückt aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Fluggast sein Ziel sicher erreicht. Bei den Passagierstunden hingegen steht im Vordergrund, über welchen durchschnittlichen Zeitraum der Fluggast sicher mit einem Flieger unterwegs ist.

Vergleiche zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln sind schwierig.

Dass die Statistiken zur Flugsicherheit zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, hat aber noch einen anderen Grund. Die jeweiligen Anbieter verwenden nicht immer die gleichen Zahlen. So gibt es Anbieter, die nur Direktflüge berücksichtigen. Flugverbindungen mit Zwischenstopp bleiben außen vor. Oder es wird unterschieden, ob ein Flugzeugabsturz ein echter Unfall war oder ob er durch einen Terror- und Sabotageakt verursacht wurde. Bei einer solchen Unterscheidung würde der Abschluss eines Flugzeugs nicht in die Unfallstatistik einfließen.

Schwierig sind außerdem Vergleiche zwischen Flugzeugen und anderen Verkehrsmitteln. Denn wirkliche und verlässliche Bezugsgrößen gibt es hier nicht. So mag es zwar auf den ersten Blick offensichtlich sein, dass jedes Jahr im Straßenverkehr deutlich mehr Menschen ums Leben kommen als bei Flugzeugunglücken. Doch während im Flugbetrieb genau erfasst wird, wie viele Passagiere wann wohin fliegen, gibt es derart präzise Erhebungen im Straßenverkehr nicht. Um die Aussagekraft einer Statistik einschätzen zu können, muss deshalb immer berücksichtigt werden, wer die Daten erhoben hat, wie sie zustande kommen und worauf sie sich beziehen.

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Menschen nehmen Flugzeugunfälle anders wahr

Wie erwähnt, zeigen die Statistiken in Sachen Flugsicherheit übereinstimmend einen positiven Trend. Trotz eines konstant wachsenden Verkehrsvolumens sind immer weniger Todesopfer zu beklagen. Viele Reisende empfinden die Situation aber anders. Denn gerade in der jüngeren Vergangenheit scheinen sich die Flugzeugunglücke zu häufen. Luftsicherheitsexperten haben hierfür folgende Erklärung: Es gab immer mal wieder Jahre, in denen es innerhalb kurzer Zeit zu mehreren Flugzeugunglücken kam. Aber anders als früher haben Fluggäste heute wesentlich höhere Erwartungen. Technische Weiterentwicklungen, verbesserte Systeme und strenge Sicherheitskontrollen wecken die Erwartungshaltung, dass Risikofaktoren weitestgehend ausgeschaltet sind. Dazu kommen die vielen Krisenherde und die gestiegene Angst vor Terroranschlägen, die insgesamt zu Unsicherheit führt und die Menschen sensibler reagieren lässt. Und eine Rolle spielt sicher auch, dass sich heutzutage Nachrichten, Meldungen und Bilder in Sekundenschnelle verbreiten. Dadurch werden mitunter kleinere Zwischenfälle, die früher bestenfalls eine kurze Randnotiz gewesen wären, zu medialen Großereignissen.

Andererseits muss auch erwähnt werden, selbst wenn es zynisch und paradox klingt, dass jede Flugzeugkatastrophe den Luftverkehr etwas sicherer gemacht hat. Denn die Unfälle wurden ausgewertet und die Erkenntnisse als Grundlage für Weiterentwicklungen verwendet. Verbesserungen bei der Konstruktion von Flugzeugen, strengere Belastungstests für das Material, leistungsfähigere Flugschreiber oder umfangreichere Trainings für Piloten sind ein paar Beispiele dafür.

5 Tipps gegen die Angst vor einem Flugzeugabsturz

Absolute Zahlen aus Statistiken sind für den Laien nur schwer richtig einzuordnen. Und wer beim Einsteigen in den Flieger ein mulmiges Gefühl hat oder gar unter Flugangst leidet, wird sich von irgendwelchen Daten ohnehin kaum beruhigen lassen. Aber vielleicht werden dem Fluggast die folgenden fünf Tipps helfen, sich an Bord sicherer zu fühlen.

Tipp 1: Einen Direktflug buchen

Statistisch gesehen, ist die Gefahr eines Flugzeugabsturzes beim Start und bei der Landung am größten. Hat der Flieger seine Reisehöhe erreicht, ist ein Absturz so gut wie ausgeschlossen. Denn ein Flugzeug fällt nicht einfach so vom Himmel und selbst wenn ein Triebwerk ausfallen sollte, kann der Pilot den Flieger sicher weiterfliegen und kontrolliert landen. Um das Unfallrisiko durch Zwischenstopps zu vermeiden, sollte der Fluggast also nach Möglichkeit einen Direktflug wählen. Ganz nebenbei ist er so auch schneller am Ziel.

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Tipp 2: Große Flugzeuge bevorzugen

Große Passagierflugzeuge sind nicht nur technisch ausgereift und müssen von Gesetzes wegen regelmäßigen Sicherheitschecks und technischen Wartungen unterzogen werden. Statistisch gesehen, sind auch die Überlebenschancen bei einem Flugzeugunfall tendenziell besser, je größer der Flieger ist.

Tipp 3: Keine schweren Gepäckstücke im Gepäckfach verstauen

Zusätzlich zum Reisegepäck, das der Fluggast am Check-in-Schalter aufgibt, kann er sein Handgepäck mit in die Kabine nehmen. Wie schwer und wie groß das Handgepäck sein darf, ist von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft verschieden. Ein kleiner Koffer, der mehrere Kilo auf die Waage bringt, ist aber durchaus drin. Schwereres Handgepäck sollte der Fluggast jedoch nicht im Gepäckfach über dem Sitz, sondern besser unter seinem Vordersitz verstauen. Denn bei starken Turbulenzen oder einem Unfall könnte sich das Gepäckfach öffnen, das Handgepäck herausfallen oder gar wie ein Geschoß durch die Kabine fliegen und jemanden verletzen.

Tipp 4: Die Sicherheitseinweisungen aufmerksam verfolgen

Auch wenn der Fluggast schon oft geflogen ist und die Sicherheitseinweisungen häufig gesehen hat, sollte er sie aufmerksam verfolgen. Denn je nach Flugzeugmodell kann es deutliche Unterschiede geben, etwa was die Anzahl und die Position der Notausgänge betrifft. Zudem kann es äußerst nützlich sein, wenn der Fluggast sein Wissen auffrischt. Sollte es zu einem Zwischenfall kommen, wird er sich nämlich sicherer fühlen, wenn er weiß, was zu tun ist.

Außerdem sollte der Fluggast angeschnallt bleiben, auch wenn die Anschallzeichen ausgehen. Der Sicherheitsgurt vermittelt ein Gefühl von Sicherheit. Im Auto bleibt der Passagier ja schließlich auch die ganze Fahrt über angeschnallt.

Tipp 5: Ruhig bleiben

Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten und es tatsächlich zu einem Unfall kommen, gilt als oberstes Prinzip: Ruhe bewahren! Niemandem ist geholfen, wenn der Fluggast in Panik ausbricht. Stattdessen sollte er genau das befolgen, was ihm die Flugbegleiter sagen. Sie sind für solche Fälle geschult und werden alles dafür tun, dass die Passagiere möglichst unbeschadet und so schnell wie möglich aus der Maschine kommen.