Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Angst kann eine große Belastung sein. Wenn Sie unter einer bestimmten Angst leiden, die Ihre Lebensqualität einschränkt, besteht die Gefahr, dass sich daraus eine Angst vor der Angst entwickelt. Das gibt es auch bei Höhenangst. Nachfolgend erfahren Sie mehr über die Ursachen und die Behandlung. Hängen Höhenangst und Flugangst eigentlich zusammen? Viele Menschen mit Höhenangst stellen sich diese Frage und wagen sich deshalb nicht ins Flugzeug.
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Flugangst Test
Höhenangst ist allerdings die Angst, die Sie empfinden,wenn Sie in die Tiefe blicken, selbst aber noch Kontakt zum Boden haben. Den haben Sie während des Flugs nicht. Stattdessen befinden Sie sich in einem geschlossenen Raum. Trotzdem kann das Wissen um die Höhenangst auch während eines Flugs Probleme bereiten. In diesem Beitrag erfahren Sie einiges über die möglichen Ursachen und die Behandlung von Höhenangst.
Die Formen der Angst
Viele Experten, wie der Psychoanalytiker (1902 -1979) Fritz Riemann einer war, gehen davon aus, dass alle Menschen individuelle Ängste haben, aber auch, dass alle Ängste auf alle Menschen zutreffen. Er war sich auch sicher, dass es keinen Gegenstand und keine Situation gibt, vor der nicht irgendjemand Angst hat. Die meisten Ängste sind mehr oder weniger nachvollziehbar, wie die Angst vor Dunkelheit oder vor Gewitter. Manche Ängste erscheinen jedoch kaum zu erklären, wie die Angst vor Federn oder Blumen.
Ist Angst ein kulturelles Phänomen?
Ängste kommen in allen Kulturen vor. Sie bestehen auch durch die Zeitalter hindurch. Lediglich die auslösenden Objekte ändern sich. In früheren Zeiten war die Angst vor Naturgewalten besonders groß, denen man im Ernstfall aber auch hilflos ausgeliefert war. Auch heute ist die Angst vor Feuer ein Beispiel für eine solche Angst. Dazu gehören aber auch Erdbeben, Lawinen und Überschwemmungen. Daran hat sich nicht viel geändert. Statistisch gesehen haben 53% der Bundesbürger Angst vor Naturkatastrophen und 52% vor Terrorismus. 41% fürchten sich vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung und 40% vor einer wirtschaftlichen Verschlechterung. Arbeitslosigkeit und Vereinsamung erscheinen auf den hinteren Plätzen und sind tatsächlich Ängste, die sich leicht mit unserem Kulturkreis und dem Zeitalter erklären lassen.
Jeder geht anders mit Angst um
Es gilt heute als gesichert, dass Ängste eine gewisse Entwicklung durchlaufen. Dabei spielt auch die Persönlichkeit eine wichtige Rolle. Manche Menschen verkraften extreme Situationen, andere überhaupt nicht. Einige Menschen suchen sogar nach dem absoluten Kick, während andere sich nichts mehr wünschen, als dass ihr Leben so risikolos wie möglich verläuft. Als Beispiel dient der Extremsportler, der scheinbar mühelos seine Ängste beiseiteschiebt oder sie gar nicht erst entwickelt, während andere Menschen schon Herzrasen bei dem Gedanken an eine schwierige Situation im Straßenverkehr bekommen.
Ihr Temperament spielt eine Rolle
Ihr Temperament und Ihre Bereitschaft, sich unbekannten oder bedrohlichen Reizen zu stellen, ist auch angeboren. Es kann also Spaß machen oder es versetzt Sie in große Angst. In diesem Zusammenhang ist von der Angstbereitschaft die Rede. Neben angeborenen Faktoren spielt auch die Kindheit eine Rolle. Schon als Kind lernen wir durch Beobachten, wie die wichtigsten Bezugspersonen mit Ängsten umgehen, mit ihren eigenen und mit denen ihrer Kinder. Wenn Sie im Alltag unter Ängsten leiden, erinnern Sie sich einmal zurück, wie Ihre Eltern mit beängstigenden Situationen umgegangen sind. Haben sie sich mutig gestellt und Ihnen vorgelebt, dass sich Ängste bewältigen lassen oder haben sie vor der eigenen Angst kapituliert? Ist es Ihren Eltern gelungen, Sie zu beruhigen, wenn Sie Angst hatten? Wenn letzteres nicht zutrifft, erklären Sie Ihre Eltern aber nicht für schuldig. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien.
- Erwerben Sie Kompetenz im Umgang mit Gefühlsregungen!
Kompetenz im Umgang mit Gefühlsregungen und damit auch mit Angst ist die Fähigkeit, Erregungszustände zu regulieren. Das ist nicht angeboren, das müssen Sie erlernen. Es genügt auch nicht, wenn es Ihnen einmal gelingt, Sie müssen diesen Lerneffekt mehrmals erleben, damit er sich verfestigt. Was hat das mit Höhenangst und Flugangst zu tun? An dieser Stelle sehen Sie die Verbindung zur Höhenangst und zur Flugangst. Jetzt sind Sie Ihrer Angst mehr oder weniger hilflos ausgeliefert, aber Sie können das ändern.
- Lernen Sie zu verhindern, dass starke Erregung zu starker Angst wird!
Erkennen Sie die ersten Anzeichen!
Starke Ängste steigern sich langsam. Ihre Aufgabe ist, zu erkennen, wo sie ihren Anfang nimmt. Genügt schon der Gedanke daran, dass Sie auf eine Leiter steigen müssen? Dann holen Sie sich Hilfe. Das kann auch eine souveräne Vertrauensperson sein!
Der Weg aus dem Teufelskreis
Vielleicht hat Ihre Höhenangst einen konkreten Auslöser. Möglicherweise sind Sie einmal von einer Leiter oder als Kind vom Baum gefallen oder jemand aus Ihrem nahem Umfeld ist so etwas zugestoßen. Das sollte Sie zur Vorsicht mahnen, für starke Angst oder gar Panik gibt es keinen Grund. Hier haben Sie sich vermutlich unbewusst in eine Angst gesteigert. Ein gutes Beispiel ist der Hundebiss. Es gibt Menschen, die nach einem Hundebiss panische Angst vor Hunden entwickeln, andere analysieren das Erlebte, nehmen es als Erfahrung an und gehen auch weiterhin normal mit Hunden um. Das sollte Ihr Ziel sein.
Sonderfall Höhenangst
Bei der Höhenangst ist davon auszugehen, dass sie zum Teil auch genetisch fixiert ist. Wir sind körperlich nicht in der Lage, Sprünge aus großer Höhe unverletzt zu überstehen, wir können (eigentlich) nicht fliegen und sind im Vergleich zu vielen Tieren ohne spezielle Ausbildung auch eher ungeschickte Kletterer. Eine gewisse Vorsicht ist also angebracht. Die Rede ist von Vorsicht, nicht Panik. Es ist ein großer Unterschied, ob Sie bei Wind auf einer ungeschützten Klippe stehen oder ob Sie sich auf einem Balkon an eine Brüstung lehnen, wo Sie grundsätzlich sicher sind.
Trainingseinheiten gegen Höhenangst
Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie in der Lage sind, Ihre Höhenangst in kleinen Schritten zu überwinden oder ob Sie professionelle Hilfe brauchen. Für Menschen mit Höhenangst gibt es Kurse, die Sie z. B. während des Urlaubs besuchen können. Dabei lernen Sie im Einzel- oder im Gruppencoaching nicht nur, sich der Angst zu stellen, sondern auch, wie Sie den dabei entstehenden Stress auf gesunde Weise bewältigen. Das Ziel ist das Erfolgserlebnis. Dazu gehört auch, dass Sie im Anschluss weiter an Ihrer Angst arbeiten wollen, weil Sie jetzt das Rüstzeug dazu haben, sie zu bewältigen.
Leichte Höhenangst überwinden
Viele Menschen mit Höhenangst fühlen sich beim Überwinden von Metallgittern im Boden, die über Tunnel und Schächten angebracht sind unwohl und weichen diesen eher aus. Dazu gehören auch Metalltreppen, die die freie Sicht nach unten erlauben. Vielleicht gibt es solche Treppen und Gitter in Ihrer Nähe. Vermutlich kommen Sie sich auch selbst merkwürdig vor, wenn Sie diesen „Anforderungen“ ausweichen, weil Sie die Situation nicht mögen. Das ist keine echte Höhenangst, sie könnte sich aber zu einer entwickeln.
Warum es wichtig sein kann, sich der Angst zu stellen
Bedenken Sie, dass es durchaus vorkommen kann, dass Sie eines Tages eine solche eigentlich leichte Herausforderung meistern müssen. Stellen Sie sich vor, Sie treten zu einem Bewerbungsgespräch in einer Firma an, sind höchst motiviert und wollen diesen Job unbedingt. Aber Ihr möglicher zukünftiger Vorgesetzter führt Sie über eine solche Treppe aus Gittern und mit offenen Zwischenräumen. Sie können in einer solchen – nicht abwegigen Situation kaum sagen, dass Sie Angst vor diesem Untergrund haben und deshalb einen anderen Weg gehen möchten. Gehen Sie mit diesem Gedanken an die Herausforderung und lassen Sie nicht zu, dass Ihr Leben möglicherweise durch solche Unsicherheiten eingeschränkt wird.
- Bleiben Sie belastbar, indem Sie sich Ihren Unsicherheiten stellen!
Zur Erinnerung: Echte Höhenangst ist eine Angststörung, deren Behandlung in die Hände von Experten gehört. Sie können selbst am Besten beurteilen, ob Sie Ihre Angst oder Ihr Unwohlsein motiviert und zuversichtlich und ggf. mit der Unterstützung einer souveränen Vertrauensperson angehen möchten.