Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Auf der Suche nach Maßnahmen, die gegen die Flugangst helfen, wenden sich Betroffene auch an Therapeuten. Diese Entscheidung ist vor allem bei schweren Angstzuständen sinnvoll, denn Flugangst kann bei zwingend nötigen Flügen eine starke Belastung sein. Aber auch bei reinen Urlaubsflügen ist das Leid groß. Schlimmstenfalls leidet die ganze Familie mit, wenn die Reiseplanung wegen der Flugangst umgeworfen werden muss. Hypnose ist ein mögliches Mittel, das gegen Ängste zum Einsatz kommen kann. Aber wie funktioniert die Hypnose und kann sich wirklich jeder hypnotisieren lassen?
Was ist Hypnose?
Der Begriff Hypnose kommt aus der griechischen Sprache. Hypnos bedeutet in der Übersetzung Schlaf. Allerdings ist Hypnose kein echter Schlafzustand. Wer hypnotisiert ist, befindet sich in einer Zwischenphase. Diese Phase ist gekennzeichnet von:
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Flugangst Test
- Entspannung
- Angstfreiheit
- veränderter Wahrnehmung
Während der Hypnose ist das Zeitgefühl anders. Das führt dazu, dass sich auch ein längerer Zeitraum deutlich kürzer anfühlt. Das ist ein Geschenk für jeden, der unter Flugangst leidet. Die veränderte Wahrnehmung bezieht sich aber auch auf äußere Reize, die unter der Hypnose weniger wichtig erscheinen. Das bedeutet, dass Geräusche oder visuelle Wahrnehmungen nicht beunruhigen, falls sie überhaupt in dieser Deutlichkeit wahrgenommen werden.
Was passiert bei der Hypnose im Gehirn?
Während der Hypnose befindet sich der Mensch in einem Trancezustand. Das ist aber kein künstlicher Zustand. Jeder kennt es, auf eine Sache so konzentriert zu sein, sodass bis zu einem gewissen Grad nichts anderes mehr wahrgenommen wird. Starke Störfaktoren, wie laute Geräusche, können diesen Zustand natürlich schnell beenden. Man wird aus „den Gedanken gerissen“. Während des Trancezustandes, aber auch bei starker Konzentration auf eine bestimmte Sache, sendet das Gehirn Alphawellen aus. Das sind Wellen in einer Frequenz zwischen 8 und 14 Hertz. Während des Schlafs werden hingegen Delta- und Thetawellen ausgesendet, die unterhalb von 8 Hertz bleiben. Dabei sind Deltawellen die Wellen mit der niedrigsten Frequenz. Bei Stress werden Betawellen in hoher Frequenz gesendet. Ziel ist also, eine möglichst niedrige Frequenz zu erreichen, denn so ist Entspannung möglich.
Kann jeder Mensch hypnotisiert werden?
Experten sind der Meinung, dass jeder Mensch theoretisch hypnotisiert werden kann. Einige Nervenerkrankungen können allerdings ein Ausschlusskriterium sein. Die Voraussetzung für das Hypnotisieren ist aber, dass die Person das überhaupt will. Bei manchen Menschen ist die Angst zu groß, die Kontrolle zu verlieren. In diesem Fall wird eine Hypnose nicht funktionieren. Wichtig sind daher die folgenden Voraussetzungen:
- die Bereitschaft, Vertrauen zu fassen
- ein guter Hypnotiseur
- genügend Zeit, eine Sitzung reicht nicht
Test für die Hypnose
Wer sehr verunsichert ist, kann mit einem Selbsttest probieren, wie sich die Vorbereitung zur Hypnose anfühlt.
Selbsttest jetzt startenEs hilft auch, sich eine Situation vorzustellen, die besonders faszinierend ist, z. B. das Lesen eines spannenden Buches oder etwas anderes, was als sehr angenehm empfunden wird und sich eignet, „die Welt zu vergessen“, denn im Normalfall verarbeitet der Mensch viele Reize gleichzeitig. Steht er unter Stress, ist die Wahrnehmung geschärft. So ist das auch bei der Flugangst. Die vermeintlich gefährliche Situation führt dazu, dass jede Kleinigkeit wahrgenommen und als bedrohlich eingestuft wird. Eine ungesunde und sehr belastende Situation.
Warum kann Hypnose gegen Flugangst helfen?
Diese Frage kann bejaht werden. Hypnose bedeutet Entspannung. Sie führt dazu, dass nicht mehr alle Reize aufgenommen werden. Entspannung und Angst schließen einander aus. Das bedeutet, dass im Zustand der Entspannung keine Angst entsteht, die aus dem Unterbewusstsein wächst, wie das bei der Flugangst der Fall ist.
Gibt es verschiedene Hypnoseverfahren?
Ja, es gibt verschiedene Verfahren. Das ist auch wichtig, denn jeder Mensch entspannt sich anders. Deshalb wird der Behandler auch zunächst das Gespräch mit dem Flugangst-Patienten suchen. So kann er entscheiden, welches Verfahren für ihn oder sie geeignet ist. Würde das falsche Verfahren verwendet, passiert gar nichts. Es gibt also keine Nebenwirkungen. Dafür bleibt auch der Erfolg aus.
Eine Hypnose ist nur möglich, wenn der Behandler sich für das richtige Verfahren entscheidet
Verliert man während der Hypnose die Kontrolle über sich?
Es gibt Showhypnosen, bei denen der Teilnehmer offenbar völlig die Kontrolle über sich verliert und auf Kommando peinlichen Anweisungen folgt. In sehr seltenen Fällen verliert die hypnotisierte Person ihren Willen. Natürlich wird kein verantwortungsbewusster Behandlung eine solche Situation ausnutzen. Dass ein Hypnotiseur zufällig ausgerechnet eine solche Person aus dem Publikum auswählt, ist unvorstellbar. Hier geht es also um den Unterhaltungswert. Eine Hypnose vor der Kamera ist zudem ein zusätzlicher Stressfaktor. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine ungeübte Person sich nicht hypnotisieren lässt. Wichtig ist daher:
- Showhypnosen aus dem Fernsehen haben nichts mit therapeutischer Hypnose zu tun
- Die hypnotisierte Person wird nicht willenlos
Wirkt die Hypnose wie ein Schlafmittel?
Die Hypnose ist Hilfe zur Selbsthilfe. Das bedeutet, der Flugangst-Patient lernt, mit seinen Ängsten umzugehen. Die meisten Menschen mit Flugangst wissen sehr wohl, dass ihre Angst übertrieben ist. Hier kann die Hypnose helfen, einen natürlichen Zustand wieder herzustellen. Mit der Hypnose ist es möglich, das Unterbewusstsein zu beeinflussen und Angststörungen aufzulösen. Hier liegt die Kraft der Hypnose. Sie kann also heilen.
Wie holt man sich selbst aus der Hypnose?
Eine der größten Ängste von Flugangst-Patienten, die sich mit der Hypnose befassen ist, dass sie nicht mehr aus der Hypnose aufwachen. Diese Gefahr besteht nicht. Unter der Hypnose ist niemand willenlos, sondern nur sehr entspannt. Es ist also kein komatöser oder ähnlicher Zustand. Ein klassisches Beispiel ist die Situation, dass man eine gut bekannte Strecke mit dem Auto fährt und sich am Ziel nicht an den Weg erinnern kann. Auch das ist ein Zustand, der mit der Hypnose vergleichbar ist. Beim Autofahren ist das natürlich nicht erwünscht, denn hier ist es wichtig, dass alle Reize auch realisiert werden.
Sind Hypnotiseure ausgebildet?
Der Hypnotiseur sollte erfahren sein und über eine gute Ausbildung verfügen. Die Berufsbezeichnung Hypnotiseur ist leider nicht geschützt. Das bedeutet, dass es nicht genügt, sich auf ein Firmenschild zu verlassen. Es gibt aber sehr gute Institute, die Wissen vermitteln und nur Zertifikate ausstellen, wenn der Teilnehmer sein Handwerk wirklich beherrscht. Als etabliert gilt die Milton-Erickson-Gesellschaft. Erickson war Psychiater und hat viel Einfluss auf die modernen Therapieverfahren genommen. Aber auch Teilnehmer anderer Ausbildungswege können gute Hypnotiseure sein.
Die Entscheidung für einen Hypnotiseur
Der Vergleich zum Masseur oder Physiotherapeuten ist an dieser Stelle sinnvoll. Auch bei einem Masseur kann der Laie nicht immer zu Beginn beurteilen, ob der Behandler gute Arbeit leistet. Er kann sie aber in jedem Fall nach der Behandlung beurteilen. Das gilt auch für den Hypnotiseur! Es ist also völlig in Ordnung, einen ersten Termin zu vereinbaren, um einander kennenzulernen. Zur Erinnerung: Vertrauen ist wichtig. Wenn die Chemie nicht stimmt, nützt der beste Behandler nichts. Nach der ersten Hypnose, zu der auch eine Vertrauensperson mitgehen darf, sollten folgende Fragen beantwortet werden:
- Habe ich mich sicher gefühlt?
- Fühle ich mich nach der Hypnose frisch und erholt?
- Konnte ich mich entspannen?
Der Flugtag ist da
Bestenfalls haben sich Personen mit Flugangst schon vor dem Flug genauer mit der Hypnose befasst, sie verstanden und erlernt, denn natürlich ist der Hypnotiseur beim Flug nicht dabei. Daher muss der Flugangst-Patient bei den Sitzungen lernen, sich selbst in den gewünschten Zustand zu versetzen. Es gibt Fälle, in denen eine einzige Sitzung ausreicht. Das zeigt sich aber erst im Gespräch. Ein guter Zeitpunkt für die Hypnose am Flugtag ist, bevor die Angst sich ausbreitet. Der Experte berät dazu umfangreich. Auch an dieser Stelle noch einmal der Hinweis: Es besteht keine Gefahr, dass der Zustand anhält.