Übelkeit beim Fiegen: 7 Tipps

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar

Übelkeit beim FiegenBlässe, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Übelkeit oder gar Erbrechen: Flugübelkeit kann äußerst unangenehm sein. Kommt zu der Reisekrankheit dann auch noch Flugangst dazu, wird der bevorstehende Flug schnell zur echten Belastungsprobe. Aber gewusst wie, lässt sich die Übelkeit beim Fliegen gut in den Griff kriegen.

Unwohlsein und Übelkeit beim Fliegen sind eine Form der Reisekrankheit. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet Kinetose, abgeleitet vom griechischen Wort kinein für bewegen. Denn als Auslöser für die Reisekrankheit vermuten Wissenschaftler verschiedene Bewegungsreize, die den Gleichgewichtssinn durcheinanderbringen und die das Gehirn nicht richtig einordnen kann. Dass die Reisekrankheit einen eigenen medizinischen Fachausdruck hat, wirkt aber dramatischer als es ist. Eine echte Krankheit ist die Kinetose nämlich nicht. Und auch wenn die Reisekrankheit für den Betroffenen sehr unangenehm und belastend sein kann, handelt es sich um ein ungefährliches Phänomen. Doch wie kommt es überhaupt zur Flugübelkeit? Wie verhält sich der Betroffene richtig? Und wie kann er vorbeugen? Antworten darauf gibt es hier!

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Die Auslöser der Flugübelkeit

Die genaue Ursache für die Reisekrankheit ist bislang noch nicht vollständig erforscht. Aber die Wissenschaft geht davon aus, dass die typischen Beschwerden die Folge von verschiedenen, widersprüchlichen Sinneseindrücken sind. Damit der Körper das Gleichgewicht halten kann, muss er ständig unzählige Bewegungen koordinieren. Die notwendigen Informationen dafür bekommt er von mehreren Sinnesorganen. So erfasst das Gleichgewichtsorgan, das im Innenohr sitzt, zum einen die Drehbewegungen des Kopfes und zum anderen die waagerechten und senkrechten Bewegungen im Raum. Die sogenannten Lagerezeptoren wiederum befinden sich in den Muskeln und Sehnen und registrieren deren Dehnungszustand. Dazu kommen noch die Informationen, die die Augen übermitteln. Alle diese Meldungen aus den verschiedenen Sinnenzellen laufen im Gehirn zusammen. Und das Gehirn wertet sie aus und erstellt daraus ein dreidimensionales Bild.

Nun kann es aber passieren, dass sich die Meldungen widersprechen. Beispielsweise bei einem Flug: Die Augen nehmen wahr, dass die Person still und fest auf ihrem Platz sitzt. Der Körper hingegen spürt die Schwankungen des Flugzeugs, kann sie aber nicht sehen. Da diese Informationen nicht zusammenpassen, werden sie als Fehlermeldung eingestuft. Die Folge dieser Fehlermeldung wiederum ist, dass das Gefühl von Reisekrankheit entsteht. Dass die Bewegungen während eines Flugs eher ungewohnt sind, verstärkt den Verarbeitungskonflikt im Gehirn noch. Hinzu kommt, dass sich im Gehirn nicht nur die Datenzentrale befindet. Stattdessen liegt hier auch das Zentrum, das die Übelkeit steuert. Die widersprüchlichen Meldungen werden hierhin weitergeleitet, lösen Reize aus und setzen die Ausschüttung von Histamin in Gang. Im Ergebnis kommt Übelkeit auf.

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Die Symptome der Reisekrankheit

Die Reisekrankheit kann in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Zu Beginn sind es oft nur leichte Beschwerden: Der Betroffene fühlt sich müde, produziert mehr Speichel und verspürt ein Unwohlsein, manchmal kombiniert mit einem leichten Druck in der Magengegend. Als weitere Symptome können dann

  • kalter Schweiß und Blässe,
  • Kopfschmerzen,
  • eine schnelle Atmung und ein rasender Puls,
  • Schwindel sowie
  • Übelkeit und Erbrechen

auftreten. Alle diese Symptome signalisieren, dass das Gehirn überfordert ist und folglich die Konzentration an Stresshormonen im Blut steigt. So gesehen, ist Reiseübelkeit eine natürliche Schutzreaktion des Körpers auf eine ungewohnte Situation, die das Gehirn nicht richtig interpretieren kann. Die Beschwerden wiederum können wellenförmig auf- und zunehmen, schon nach kurzer Zeit wieder vorbei sein oder länger anhalten.

Meistens sind es vor allem der Start und die Landung, die die größten Probleme verursachen. Denn moderne Flugzeuge fliegen in großen Reisehöhen und sind technisch so ausgereift, dass die Bewegungen und die Erschütterungen durch Turbulenzen im Flugzeuginneren kaum wahrnehmbar sind. Im Unterschied dazu sind beim Start und bei der Landung deutliche Bewegungen zu spüren und zusätzlich dazu verschiedene Geräusche zu hören, während im Flugzeuginneren keine Bewegungen zu sehen sind. Deshalb lautet die gute Nachricht: Sobald die Reisehöhe erreicht ist und die Sinneseindrücke wieder übereinstimmen, ist meist auch die Reiseübelkeit überstanden.

Übrigens: Dass es sich um die Reisekrankheit handelt, lässt sich meist eindeutig bestimmen. Denn die Beschwerden treten in charakteristischen Situationen auf und wiederholen sich hier immer wieder. Hält sich die Flugübelkeit in Grenzen, ist es daher oft nicht notwendig, deshalb einen Arzt aufzusuchen. Bei massiven Beschwerden oder wenn die Flugübelkeit über einen längeren Zeitraum hinweg anhält, sollte aber sicherheitshalber ein Arzt konsultiert werden. Denn er kann abklären, ob nicht eine andere Ursache, etwa eine Infektion, eine Lebensmittelvergiftung, eine Reiseerkrankung, eine bestehende Grunderkrankung oder Nebenwirkungen von eingenommenen Medikamenten, in Wahrheit die Beschwerden auslöst.

Die Anfälligkeit für Flugübelkeit

Grundsätzlich kann jeder Mensch mit einem gesunden Gleichgewichtsorgan reisekrank werden. Und selbst jemand, der schon viele Male geflogen ist, kann urplötzlich an Flugübelkeit leiden. Dabei kommt es weitaus häufiger vor, dass jemandem beim Fliegen übel wird, als vielleicht vermutet. Nicht umsonst steckt für den Fall der Fälle in der Tasche an jedem Flugzeugssitz eine Spucktüte!

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Wie groß die Reize sein müssen, die die Reisekrankheit auslösen, ist aber von Mensch zu Mensch verschieden. Und auch das Alter spielt eine Rolle. So leiden Babys so gut wie nie an der Reisekrankheit. Denn ihr Gleichgewichtssinn ist noch nicht vollständig entwickelt und so können Bewegungsreize auch noch keine Störungen hervorrufen. Im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren wiederum ist die Anfälligkeit für die Flugübelkeit am stärksten ausgeprägt. Ab dem Jugendalter nimmt die Empfindlichkeit gegenüber Bewegungsreizen dann wieder ab und ab dem 50. Lebensjahr taucht die Reisekrankheit kaum noch auf.

Daneben gibt es weitere Faktoren, die die Neigung zur Flugübelkeit verstärken. Hierzu gehören beispielsweise Grunderkrankungen wie Migräne und der Konsum von Alkohol. Bei Frauen spielen zudem die Hormone eine Rolle, denn während der Menstruation und in der Schwangerschaft stellen sich die Symptome der Flugübelkeit schneller ein. Auch Flugangst spielt eine Rolle: Besteht Flugangst, ist der Körper ohnehin schon in Alarmbereitschaft versetzt. Kommen dann noch die ungewohnten Bewegungen und die widersprüchlichen Sinneseindrücke dazu, reagiert der Körper deutlich schneller mit Flugübelkeit. Gleiches gilt für die Angst, dass die Reisekrankheit auftreten könnte.

7 Tipps gegen Übelkeit beim Fliegen

Es gibt einige Tipps und Tricks, die dabei helfen können, der Reisekrankheit vorzubeugen und die Beschwerden zu lindern:

1. Vor Reisebeginn ist es ratsam, eine Kleinigkeit zu essen. Ein leichter, nicht zu fetthaltiger Imbiss wie beispielsweise ein belegtes Brot oder ein Obstsalat ist ideal. Keine gute Idee hingegen ist es, mit leerem Magen zu fliegen. Dass mit leerem Magen nicht erbrochen werden kann, ist falsch. Ganz im Gegenteil: Ist der Magen leer, wird die Übelkeit nur noch schlimmer. 2. Im Flugzeug ist ein Platz am Gang in Höhe der Trageflächen optimal. Denn zum einen sind hier die Bewegungen des Fliegers am wenigsten zu spüren. Zum anderen kann es helfen, die Tragflächen als Ersatz für die gewohnte, waagerechte Horizontlinie zu fixieren. Außerdem ermöglicht ein Platz am Gang, aufzustehen und langsam ein paar Schritte hin- und herzugehen, wenn die Übelkeit größer wird. 3. Ratsam ist, frühzeitig zu reagieren. Der Betroffene sollte also nicht abwarten, bis ihm richtig schlecht ist, sondern schon bei den ersten Anzeichen eingreifen. Dabei kann hilfreich sein, aus dem Fenster zu schauen. Denn so werden die Bewegungen des Flugzeugs auch für die Augen sichtbar. Anderen wiederum hilft es, geradeaus zu schauen oder die Augen zu schließen, um dadurch die visuellen Eindrücke zu reduzieren. Auch das Einschalten der Belüftungsdüsen über dem Sitz kann eine beruhigende Wirkung haben.
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4. Wichtig ist, genug zu trinken. Am besten sind stilles Mineralwasser oder ein Kräutertee, die regelmäßig in kleinen Schlucken getrunken werden sollten. Alkohol hingegen ist absolut tabu. Und auch Kaffee oder kohlensäurehaltige Getränke sind nicht zu empfehlen. 5. Wer zu Flugübelkeit neigt, sollte versuchen, während des Fluges zu schlafen. Denn im Schlaf sind der Gleichgewichtssinn und vor allem das Übelkeitszentrum ausgeschaltet. 6. Kekse, Salzstangen oder Zwieback sollten griffbereit sein. Durch das Essen ist der Magen nämlich ablenkt. Sich durch Lesen oder Spielen mit dem Handy ablenken zu wollen, ist hingegen kein guter Plan. Denn während sch die Augen auf das Buch oder Display konzentrieren, nimmt der Körper die Flugzeugbewegungen wahr. Folglich werden die widersprüchlichen Meldungen, die im Gehirn ankommen, nur noch verstärkt. 7. Ingwer, beispielsweise in Form von kleinen, rohen Stückchen, Kapseln oder Tee, ist ein altbewährtes Hausmittel gegen Reiseübelkeit. Wem Ingwer nicht hilft oder wer den scharfen, zitronenähnlichen Geschmack nicht mag, der kann zu speziellen Medikamenten greifen. Sie sind als Kaugummi, Tabletten, Pflaster und für Kinder auch als Zäpfchen erhältlich. Für eine optimale Wirkung werden die Medikamente meist 30 bis 60 Minuten vor dem Flug angewendet. Allerdings machen viele Medikamente gegen die Reisekrankheit sehr müde. Zudem können sie Nebenwirkungen haben und sind mitunter nicht geeignet, wenn andere Grunderkrankungen bestehen. Wichtig ist deshalb, sich im Vorfeld gut vom Arzt oder Apotheker beraten zu lassen.

Und zum Trost sei gesagt:

Das Gleichgewichtsorgan lernt dazu. Je öfter jemand fliegt, desto eher gewöhnt sich das Gleichgewichtsorgan an die Reize. Dadurch kann das Gehirn die Bewegungsreize immer besser zuordnen und die Flugübelkeit stellt sich immer seltener ein. Gleichzeitig werden auch dem Betroffenen die Abläufe, Bewegungen und Geräusche bei einem Flug zunehmend vertrauter. Statt also Flugreisen zu meiden, ist der bessere Weg, das Gleichgewichtsorgan durch regelmäßige Flüge zu trainieren. So gehört die Übelkeit beim Fliegen – und auch die Flugangst – schon bald der Vergangenheit an.