Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Wenn Angst zu stark wird, kann das dazu führen, dass die Tränen fließen. Ob Sie ein Mann oder eine Frau sind, in der Öffentlichkeit in Tränen auszubrechen, ist eine belastende Erfahrung. Auch Flugangst kann der Auslöser für einen solchen Weinkrampf sein. Mit diesem Beitrag verstehen Sie Ihre Reaktion besser und erfahren, wie Sie sich selbst helfen können.
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Warum fließen Tränen?
Tränen sind in erster Linie wichtig, um Ihre Augen zu schützen und zu reinigen. Sie helfen Ihnen aber auch, Ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, auch wenn Sie das kaum in der Öffentlichkeit wollen. Sie können vor Freude weinen, vor Trauer, Wut oder auch Angst. Unterdrücken lassen sich Tränen nicht immer. Die Natur hat sich aber noch mehr dabei gedacht. So gehen Experten davon aus, dass Weinen Aufmerksamkeit bei anderen Menschen erregen soll, die dann Hilfe leisten. Wenn ein Mensch in Tränen ausbricht, reagieren die Personen, die über ein normales Sozialverhalten verfügen, selbst wenn ihnen der Mensch fremd ist. Sie greifen nicht unbedingt ein, wenn sie keine direkte Not erkennen, aber sie empfinden Mitgefühl.
Warum sind Tränen in der Öffentlichkeit unerwünscht?
Dass Männer im vertrauten Umfeld in einer besonderen Belastungssituation weinen, ist heute kein Tabu mehr. Im Gegenteil. Es gilt längst als Stärke, auch einmal Schwäche zu zeigen und menschlich zu sein. In der Öffentlichkeit sieht das anders aus. Tendenziell weinen Frauen erheblich schneller als Männer, statistisch gesehen sogar viermal häufiger. Und im Flugzeug? Wie kann starke Angst zu einem Tränenausbruch führen?
Tränen als Hinweis auf Angst
Es ist vielen Menschen gar nicht bekannt, aber Angst ist sehr viel mehr als nur ein Gefühl. Bei Angst verändern sich viele Vorgänge im Stoffwechsel. Sie entsteht, wenn eine Wahrnehmung als gefährlich eingestuft wird. Das führt zu körperlichen Reaktionen, um Flucht oder Verteidigung zu ermöglichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine tatsächliche oder eingebildete Gefahr handelt. Steigt der Druck weiter an, ohne dass es möglich ist, sich zu entziehen, sind die Tränen nicht mehr weit.
Helfen Tränen bei starker Flugangst?
Tränen können eine Stresssituation auflösen, das ist jedoch nicht immer der Fall. Genau genommen können sie die Situation sogar verschlimmern. In der Universität Tilburg wurden 3000 Situationen untersucht, in denen Menschen zu weinen begonnen hatten. Die Ergebnisse wurden in der „Current Directions in Psychological Science“ veröffentlicht, mit folgenden Ergebnissen.
Das sagt die Forschung
Es zeigte sich, dass sich die psychische Situation zumeist durch das Weinen verbessert. Dabei ist es allerdings notwendig, dass die weinende Person einen Unterstützer an ihrer Seite hat. Jeder Dritte fühlt sich durch das Weinen nicht besser, ggf. sogar noch schlechter als vorher. Das größte Leid fühlten die Personen, die aus Angst weinten. Die Psychotherapeutin Sonja Kiningadner aus Wien brachte die Unterscheidung auf den Punkt.
- Weinen als Teil der Trauer ermöglicht das Loslassen und ist wohltuend
- Weinen aus Hilflosigkeit, Wut oder Ohnmacht führt nicht zur Verbesserung der Gefühlslage
Das bedeutet also, dass das Weinen Ihnen nicht hilft. Es kann sogar Ihre Gefühle verschlimmern. Was sollten Sie also tun?
Unterstützung hilft Ihnen
Untersuchungen haben gezeigt, dass liebevolle Unterstützung in dieser schwierigen Situation besonders hilfreich ist. Verständnis und Rückhalt gehören dazu. Diese Unterstützung hilft auch, die weiteren Symptome der starken Angst zu lindern. Dazu gehören:
- Hoher Puls
- Extreme Unruhe
- Schwitzen
- Hektische Atmung
Verräterische Tränen
Tränen sind die sichtbar gewordene Verletzlichkeit. Sie können versuchen, sie zu unterdrücken, aber es kann sein, dass Sie daran scheitern. Natürlich will niemand dabei unbekannte Zeugen. Wussten Sie übrigens, dass Männer und Frauen unterschiedlich weinen?
Weinen beginnt im zentralen Nervensystem
Ein entsprechender Reiz genügt, den Tränenfluss auszulösen. Vollständig erforscht ist das Weinen übrigens nicht. Es ist davon auszugehen, dass die Reizschwelle im Kleinhirn sitzt. Diese Reizschwelle ist erlernt. Aber auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle. Frauen sind auch heute noch eher bereit, sich z. B. Situationen auszusetzen, die sie zum Weinen bringen können oder sie besonders emotional belasten. Das zieht sich bis in die Berufswahl und zeigt sich auch beim Klassiker, der Auseinandersetzung bei Paaren zur Auswahl eines Films. Natürlich spielen hier noch viel mehrFaktoren zusammen. Es zeigt ihnen aber, dass Ihre Tränen auch ein Produkt Ihrer Erziehung und Ihrer persönlichen Grundhaltung sind.
Aufhören zu weinen, so kann es funktionieren
Es gibt viele Möglichkeiten, das Weinen zu unterbrechen. Wenn Sie fühlen, dass Ihnen die Tränen kommen, verändern Sie Ihre Position, falls das im Flugzeug möglich ist. Stehen Sie z.B. auf, gehen Sie in die Waschräume und waschen Sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie können sich auch kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen.
Auch diese Tipps bieten schnelle Hilfe
Trinken Sie etwas. Meiden Sie aber Alkohol. Sehr gut ist ein heißer Tee geeignet. Fragen Sie die Flugbegleiter nach grünem Tee, denn dieser Tee ist besonders hilfreich, Anspannungen zu lösen. Dieses Auflösen ist die Voraussetzung, um das Weinen zu unterbrechen. Wenn Sie heißen Kakao mögen, ist auch dieses süße Getränk sehr gut geeignet, Sie zu beruhigen. Sie können auch etwas essen. Schon die Kaubewegungen helfen Ihnen, sich aus der Stresssituation zu befreien. Wenn Sie die Möglichkeit haben, greifen Sie zu einem Gericht, das Sie besonders mögen. Gönnen Sie sich etwas.
Lachen Sie!
Dieser Rat mag Ihnen vollkommen absurd vorkommen. Sie sind verzweifelt, können die Tränen kaum oder gar nicht zurückhalten und nach Lachen ist Ihnen nun wirklich nicht zumute. Genau deshalb sollten Sie es tun. Bestmöglich bringt Sie jemand zum Lachen. Wenn Sie nicht allein reisen, bitten Sie Ihre Begleitung schon vorher, Ihnen eine lustige Geschichte zu erzählen, wenn erkennbar wird, dass Sie mit den Tränen kämpfen. Sind Sie allein unterwegs, strahlen Sie, grinsen Sie über das ganze Gesicht. Auch wenn Sie befürchten, dass das merkwürdig aussieht, es kann Ihnen sehr schnell helfen, denn breites Lachen lockert Ihre Anspannungen.
Ihr Fazit
Lassen Sie sich nicht beunruhigen, wenn Sie beim letzten Flug eine so starke Angst empfunden haben, dass Sie weinen mussten. Dieses Ereignis muss sich nicht wiederholen. Buchen Sie den nächsten Flug und lesen Sie auch unsere Beiträge über die Vorbereitung. Befassen Sie sich mit Atemtechniken, die Ihnen helfen, sich zu beruhigen. Prüfen Sie sich aber auch, wie sensibel Sie im Alltag auf starke Emotionen reagieren. Wenn Sie „nah am Wasser gebaut sind“, üben Sie, die Tränen zurückzuhalten. Lassen Sie Ihre Gedanken schweifen und achten Sie darauf, dass Sie sich nicht in die belastende Situation hineinsteigen.