Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Selda Bekar
Flugzeugabstürze sind selten, aber wenn es doch dazu kommt, ist in den Medien immer wider von der Blackbox die Rede. Was hat es mit der „schwarzen Kiste“ auf sich? Und warum ist diese Box für die Flugsicherheit von so großer Bedeutung? In diesem Beitrag erfahren Sie, was eine Blackbox ist und vor allem, was sie zu leisten vermag.
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Flugangst Test
Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, eine Blackbox ist nicht schwarz. Tatsächlich ist sie mit einer roten Signalfarbe versehen. Aus gutem Grund, denn so wird sie leichter entdeckt, sollte es doch einmal zu einem Absturz kommen. Aber welche Funktion hat sie, wo befindet sie sich und wie hilft sie, Unfälle mit Flugzeugen zu vermeiden? Immer mehr Menschen mit Flugangst wollen mehr über diese Box wissen, denn solides Hintergrundwissen ist ein wichtiges Hilfsmittel beim Überwinden der Flugangst.
Woher die Blackbox ihren Namen hat
Die Blackbox wurde in den 50er Jahren von David Warren erfunden, dessen Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. In den 50ern waren elektronische Entwicklungen aber noch nicht an der Tagesordnung. Das war der Grund, warum man damals alle Neuerungen als schwarze Kiste bezeichnete.
Hat jedes Flugzeug eine Blackbox?
Nein, nicht jedes Flugzeug ist mit einer Blackbox ausgerüstet. In Deutschland ist sie vorgeschrieben, wenn das Flugzeug mehr als 14 Tonnen wiegt. Irreführend ist oft der Hinweis auf die 2. Blackbox. In diesem Fall sind Stimmrekorder und Flugschreiber getrennt im Flugzeug untergebracht. Auch das ist erlaubt.
Die Blackbox – ein paar technische Details
Blackbox ist der Fachbegriff für den Flugschreiber, genauer gesagt handelt es sich dabei um den Flugdatenschreiber, der alle Informationen während des Fluges aufzeichnet. Dazu gehören u. a.:
- Die Flughöhe
- Der Kurs
- Die Geschwindigkeit
- Die Temperatur
Die Box enthält aber auch einen CVR Stimmrekorder. CVR steht für Cockpit Voice Recorder. Seine Aufgabe ist das Aufzeichnen aller Gespräche und Geräusche im Cockpit. Der Flugdatenschreiber kann 25 Stunden Daten aufzeichnen. Die maximale Aufzeichnungsdauer des Stimmrekorders liegt bei zwei Stunden.
Der Stimmrekorder
Je nach Alter des Flugzeuges gibt es Unterschiede beim Stimmrekorder. Er zeichnet aber in jedem Fall alle Geräusche aus dem Cockpit auf. Die Informationen gelangen so auf den Datenspeicher. Das kann eine Magnetbandaufzeichnung sein. In neueren Flugzeugen handelt es sich eher um eine Festplatte. Außerdem befinden sich zahlreiche Mikrochips in der Blackbox. Das hält der Stimmrekorder aus:
- Über eine Stunde Feuer
- Temperaturen unter – 55°C
- schwere mechanische Einwirkungen
Das Mikrofon im Stimmrekorder
Der Stimmrekorder beinhaltet ein hochempfindliches Mikrofon, das es erlaubt, Stimmen zu unterscheiden. Das ist wichtig, wenn möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt analysiert werden muss, wer etwas gesagt hat, was genau gesagt wurde, wann die Aussage oder Anweisung erfolgt ist und an wen sie gerichtet war. So lässt sich feststellen, ob ein Versagen des Piloten zu einem Ereignis geführt hat oder ob von technischen Fehlern auszugehen ist. Das muss kein Absturz sein, auch andere Zwischenfälle werden so analysiert, um Unklarheiten zu klären.
Warnungen werden aufgezeichnet
In einem Flugzeug sorgt der Bordcomputer dafür, dass die Piloten rechtzeitig gewarnt werden, wenn etwas anders als geplant verläuft. Dazu gehören:
- Warnungen vor Wetterveränderungen
- Warnung vor anderen (nahen) Flugzeugen
- Hinweise zur Flughöhe
- Warnung zur gefährlichen Fluglage
Die Warnungen werden vom Bordcomputer gesprochen. Die Aussagen des Bordcomputers werden ebenfalls aufgezeichnet.
Analyse von Geräuschen
Der Stimmrekorder zeichnet Geräusche so auf, dass sie später bei der Aufklärung helfen können. Dabei ist jedes einzelne Geräusch wichtig. Ein Knall kann z. B. ein Hinweis auf plötzlichen Druckabfall sein. Auch die Geräusche der Triebwerke sind von Bedeutung. Gibt es Veränderungen, die nicht zum Flugablauf passen, weichen die Triebwerke möglicherweise bei den Geräuschen voneinander ab? All das lässt sich mit dem Stimmrekorder klären.
Weitere Geräusche im Cockpit
Während des Fluges bedienen die Piloten zahlreiche Hebel und Knöpfe. Die dabei entstehenden Geräusche zeichnet der Stimmrekorder ebenfalls auf. Anhand der Reihenfolge und auch der Schnelligkeit des Bedienens können Experten später die Reaktionen der Piloten nachvollziehen. So ergibt sich ein Gesamtbild der Situation.
Kontrollsysteme in der Überwachung
Die Piloten geben während des Fluges Daten in den Bordcomputer ein. Dabei handelt es sich u. a. um Informationen für die Kontrollinstrumente. Diese Eingaben werden ebenfalls vom Bordcomputer aufgezeichnet und sind später abrufbar.
Der Sprechfunkverkehr vom Stimmrekorder
Natürlich finden während des Fluges auch Unterhaltungen statt. Die Piloten befinden durch die Aufzeichnung des Stimmrekorders in einer Situation der ständigen Überwachung. Kommt es zu einem Zwischenfall, lässt sich später analysieren, ob es Unstimmigkeiten gegeben hat. Selbst eine hektische Atmung ist auf den Aufzeichnungen herauszuhören. Aufgezeichnet werden darüber hinaus die Ansagen an die Crew, die über das Mikrofon erfolgen.
Robuste Box mit Sonderfunktionen
Die Blackbox hat zum Schutz einen Stahlmantel oder eine Hülle aus Titan. Diese Bauweise hat sich bewährt zum:
- Schutz vor Druck
- Schutz vor großer Hitze
- Schutz vor Wasser
Insgesamt verträgt der Flugdatenschreiber Temperaturen von bis zu 1100°C.
Der Peilsender der Blackbox
Die Blackbox ist mit einem Peilsender ausgestattet, der 90 Tage Signale aussenden kann und eine Maximalreichweite von 2 km hat. Er wird aktiviert, sobald die Blackbox Kontakt mit Salzwasser oder Süßwasser hat. Der Sender selbst ist ein sogenannter Sonarsender. Er sendet auch noch bei vielen Tausend Metern unter Wasser mithilfe einer Schleppsonde Ultraschallsignale mit einer Frequenz von 37,5 kHz aus. Damit unterscheidet sich das Signal von anderen Unterwassersignalen, die von Tieren oder Schiffen abgegeben werden.
Geballte Informationen aus der Blackbox
Stimmrekorder und Datenrekorder sind gleichermaßen wichtig für die Analyse von Zwischenfällen während des Flugs. Insgesamt kann der Datenrekorder etwa 800 Parameter aufzeichnen. Das ist auch der Grund, warum eine Auswertung Zeit braucht und das Hinzuziehen erfahrener Fachkräfte, die jedes Detail wahrnehmen und zuordnen können.
Die Blackbox im Härtetest
Die Blackbox wiegt etwa 10 kg und ist 30 cm groß. Sie gilt als nahezu unverwüstlich. Damit die Bauweise einer neuen Blackbox zugelassen wird, muss sie sehr viele Tests bestehen. Folgende Prüfungen gehören dazu:
- Schuss aus Druckluftkanone mit 500 km/h gegen eine Betonmauer
- 1100° C ohne große Schäden überstehen
- Beschuss mit schweren Gegenständen, die mit Nägeln bestückt sind
- Erhitzen mit Schneidbrennern, ohne dass es zu Schäden kommt
- Überstehen einer Presse
Die Blackbox befindet sich meist im Heck der Maschine. Sie kann sich aber auch in der Mitte befinden. Das ist abhängig von der Bauweise des Flugzeugs. Die Blackbox befindet sich für gewöhnlich dort, wo die Chance, dass sie unbeschädigt bleibt, besonders groß ist.
Fazit: Blackbox dient der Sicherheit
Wenn Sie unter Flugangst leiden, wissen Sie jetzt:
- Die Piloten stehen unter permanenter Beobachtung
- Die Vorgänge sind transparent
- Alles kann im Nachhinein analysiert werden
Warum ist das für Sie wichtig zu wissen?
Nach einem Unfall werden die Daten ausgelesen und ausgewertet. Das führt zu einer ständigen Überarbeitung der Sicherheitsmechanismen mit dem Ziel, das bislang unbekannte Risiko auszuschalten. Die Flugsicherheit ist also kein starres Konstrukt, sondern wird durch Forschungsarbeiten permanent überprüft und verbessert. Wenn Sie von einem Flugzeugunglück hören und erfahren, dass die Blackbox gefunden wurde, ist das für Sie nun auch das Signal: Falls es einen Fehler gegeben hat, wird er sich kaum wiederholen.